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Zehn Jahre Tafel in Lollar

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Von: Volker Heller

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Holger Claes ehrt Renate Marscheck.
Holger Claes ehrt Renate Marscheck. © Volker Heller

Lollar (vh). Das Diakonische Werk Gießen richtete vor zehn Jahren eine Außenstelle der Gießener Tafel im Untergeschoss des Bürgerhauses Lollar ein. Aus diesem Anlass hatte das Diakonische Werk nun zu einer Feierstunde ins evangelische Gemeindezentrum eingeladen. In deren Verlauf erhielt Renate Marscheck das Kronenkreuz in Silber der Diakonie für zehnjährige ehrenamtliche Mitarbeit. Marscheck ist eine Helferin der ersten Stunde. Die Auszeichnung wurde überreicht von Holger Claes, Leiter des Diakonischen Werks, und der Gießener Tafel.

Pro Woche 80 Kisten

Claes skizzierte den stetigen Anstieg des Bedarfs bei der Tafel in Gießen. Dort habe man mit zwei Ausgabetagen begonnen, bald auf drei Tage erweitert, dann täglich geöffnet. Weitere Örtlichkeiten und Helfer wurden notwendig. Vor elf Jahren kam die Außenstelle in Reiskirchen hinzu. In Lollar hatte sich das Ehepaar Andrea und Dr. Bernd Wieczorek gekümmert, indem der Bürgermeister leer stehende Räume zur kostenlosen Nutzung ausfindig machte und seine Ehefrau tatkräftig mithalf, dass der Einzug hierher schließlich zeitnah zustande kam.

Claes erläuterte ein wenig Statistik. Mitarbeiter der Gießener Tafel würden morgens mit Kühlfahrzeugen über 70 Geschäfte ansteuern und Lebensmittel einsammeln. Mittwochs erhalte die Außenstelle in Lollar jeweils eine Lieferung mit 80 Kisten. Das reiche aus für 40 bedürftige Haushalte. Im Zehn-Jahres-Zeitraum seien rund 40 000 Lebensmittelkisten nach Lollar gekommen. Claes: »Die wären sonst auf den Müll geschmissen worden«.

Pfarrerin Petra Assmann-Daum erwähnte die besondere Treue der Tafel-Helfer und zählte in Gedanken alle ehrenamtlich geleisteten Stunden zusammen, die sich in zehn Jahren angehäuft hätten. Nicht weit von der Tafel-Ausgabe befinde sich die Bunte Halle. Hier erhielten Bedürftige Haushaltsgegenstände. Eigentlich sei das eine Schande, dass Menschen solche Einrichtungen überhaupt benötigten. Wichtig war Assmann-Daum ebenso die bereits von Claes erwähnte Wertschätzung von Lebensmitteln. Die Pfarrerin lenkte den Blick der Feiergäste auf die biblischen Speisungsgeschichten. Im Namen des Kirchenvorstands (den vertrat der stellvertretende Vorsitzende Udo Schnepp) dankte sie den Tafel-Organisatoren und -Helfern.

Bürgermeister Wieczorek stellte die offene Frage, wie es in einer der größten Volkswirtschaften der Welt so viel Bedürftigkeit geben könne - es gibt zurzeit über 2000 Tafel-Ausgabestellen mit 60 000 ehrenamtlichen Helfern für bis zu 1,5 Millionen Bedürftige. Die Tafel sei ehemals für Obdachlose eingerichtet worden, sagte der Bürgermeister. Heute seien auch Beschäftigte, Rentner, Senioren und Flüchtlinge bedürftig. »Wir dürfen darüber nicht hinwegsehen.« Die Politik sei gefordert. Der Bürgermeister dankte den Spendern der Lebensmittel und Menschen, die Geld spendeten für die Tafeleinrichtung. Tafeln bildeten ein soziales Netzwerk. Wieczorek: »Das macht die Gesellschaft solidarischer und menschlicher.« (Foto: vh)

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