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»Weitermachen ist keine Option«

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Von: Patrick Dehnhardt

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Lollar/Staufenberg (pm/pad). Egal ob Freiwillige Feuerwehr, Berufs- oder Werksfeuerwehr: Ohne Wasser lassen sich viele Brände nicht löschen. Die Brandschützer können dabei auf eine gut ausgebaute Infrastruktur zurückgreifen: In jedem Ort gibt es Hydranten, aus denen Löschwasser entnommen werden kann. Doch der Klimawandel verändert ihre Arbeit. Der Lollarer Stadtbrandinspektor Marco Kirchner spricht in einer Pressemitteilung des Zweckverbands Lollar-Staufenberg gar von großen Herausforderungen für die Zukunft.

Zur Einsatzstelle bringt die Feuerwehr in ihren Löschfahrzeugen Wassern mit. In Lollar hat man beispielsweise auf allen Autos zusammen 7500 Liter im Gepäck. Wird mehr gebraucht, kann die Feuerwehr das Trinkwassernetz anzapfen.

Brennt es an abgelegenen Orten ohne Hydranten in der Nähe, stehen ihr Brunnen, Zisternen, Flüsse oder Löschteiche zur Verfügung. Für Extremfälle gibt es flexible Wechsellader- und Sonderkonzepte, in denen Großtanklöschfahrzeuge und Wechsellader Löschwasser an den Einsatzort transportieren.

Wenn jedoch wieder ein Dürresommer zuschlägt, können diese Löschkonzepte an ihre Grenzen stoßen, befürchtet Kirchner. Denn in heißen Sommern trocknen immer mehr Gewässer aus oder führen kaum noch Wasser.

Eine besondere Gefahr sind dann Waldbrände. »Kollegen aus anderen Landkreisen haben mir von schlimmen Waldbränden erzählt, deren Ausmaß sie zuvor noch nie erlebt hatten«, sagt Kirchner. »Hier braucht man unendlich viel Wasser, so viel kann man gar nicht am Anfang schon mitbringen.« Sich auf solche Situationen vorzubereiten, könne nur gelingen, wenn Kommunen, Wasserversorger, Feuerwehren und das Land zusammenarbeiten. »Das wird eine riesige Aufgabe für die Zukunft«, sagt Kirchner.

Investition ins Wassernetz nötig

Bislang kam die Feuerwehr Lollar noch nicht in die Situation, in der sie löschen wollte, aber kein Wasser verfügbar war. Damit dies so bleibt, müsse man aus Kirchners Sicht in die Wassernetze, aber auch entsprechende Feuerwehrfahrzeuge investieren. Zudem müsse darüber nachgedacht werden, Tiefbrunnenstandorte neu zu errichten, an strategisch günstigen Stellen Löschwasser zu entnehmen und auch Brauchwassersysteme zum Löschen zu benutzen.

Mit interkommunaler Zusammenarbeit und Rohrnetzverknüpfungen verschiedener Gemeinden und Versorgungsunternehmen kann, laut Kirchner, auch in Zukunft Wasserknappheit verhindert beziehungsweise die Versorgung optimiert werden.

Mittlerweile würden die Feuerwehren deutlich bewusster mit dem Wassernetz umgehen. So würden etwa sogenannte Systemtrenner am Hydranten eingebaut. Diese sollen verhindern, dass verunreinigtes Wasser aus den Schläuchen in das Trinkwassernetz zurückfließt.

»Weitermachen wie bisher ist keine Option. Wir müssen unser Verhalten ändern und bewusster mit Wasser umgehen«, sagt Kirchner.

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