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Solarpark entsteht am Klärwerk

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Von: Volker Heller

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Das Klärwerk des ZLS (links) könnte mit dem künftigen Solarpark auf der Ackerfläche seinen Eigenbedarf komplett decken. © Volker Heller

Lollar (vh). Ein Luftbild von der Grünfläche nördlich des Lollarer Klärwerks zeigt ein spitzwinkliges Dreieck von knapp 17 000 Quadratmeter. Zurzeit Ackerland, könnte dort in absehbarer Zeit der erste Solarpark auf städtischer Gemarkung entstehen. Die erzeugte Strommenge würde den Eigenbedarf des Klärwerks decken, Überschuss könnte ins Netz eingespeist werden.

Der städtische Bauausschuss hat diesen Beschluss jetzt einstimmig gefasst.

Sara Halili vom Planungsbüro Fischer informierte das Gremium. Da die Erzeugung von Solarenergie, abweichend von der Windkraft, nicht privilegiert sei, bedürfe das Vorhaben eines zweistufigen Bauleitverfahrens nebst Umweltprüfung. Den Aufstellungsbeschluss dafür hat der Ausschuss beschlossen. Derweil der Regionalplan Mittelhessen für Windkraft Vorranggebiete ausweise, müsse der Flächenbedarf für Fotovoltaik jeweils einzeln geprüft werden, so die Fachfrau.

Zwar liege das Dreieck im Auenbereich der Lahn, sei Landschaftsschutzgebiet, aber selbst die Obere Naturschutzbehörde habe keine Bedenken, da die Fläche bereits durch Lärm vorbelastet sei (die Main-Weser-Bahnlinie führt daran vorbei), nicht direkt an der Lahn liege (der Damm der ehemaligen Kanonenbahn trennt beide) und deshalb nicht für die Naherholung tauge. Folglich werde man die formale Entlassung aus dem Landschaftsschutzgebiet beantragen, so Halili. Der Regionalplan sehe hier grundsätzlich landwirtschaftliche Nutzung vor. Es sei daher abzuwägen, warum ausgerechnet diese Fläche für Fotovoltaik benötigt werde und keine andere.

Ein HQ 100-Hochwasserereignis müsse beim Bau der Fotovoltaikständer berücksichtigt werden. Die Nutzung für Stromerzeugung sei auf 25 Jahre geplant. 90 Prozent der Fläche werde trotz Umnutzung weiterhin begrünt sein, sagte die Referentin. Ob eine Doppelnutzung - Landwirtschaft und Fotovoltaik - möglich wäre, wollte Jannis Gigler (CDU) wissen. Das müsse man im Verlauf des Verfahrens prüfen, meinte Halili. Ausschussvorsitzende Jutta Pfaff (Grüne) wollte wissen, ob es eine Alternative zur vorgesehenen Fläche gebe. Erster Stadtrat Bernd Maroldt informierte, dass auf dem Klärwerkgelände bereits Fotovoltaik installiert sei.

Um Sonnenenergie drehte sich auch der zähe Beschluss über eine Solardachpflicht für Neubaugebiete in Lollar. Norman Speier (SPD) wollte wissen, ob diese Pflicht pauschal sei oder speziell für das bereits in Planung befindliche Baugebiet »Unterm Grasweg« in Ruttershausen. Dann wollte er wissen, »was heißt Pflicht genau, denn das würden wir für unglücklich halten«. Jens Ruppel (Grüne) argumentierte, Pflicht beziehe sich auf das energetische Leitbild Lollars. Maroldt sagte, damit sei Grundsätzliches zu beschließen, damit das Verfahren am Grasweg weitergehe. In jedem künftigen Bebauungsplan müsse darüber beschlossen werden.

Letztlich einstimmig

Klimamanagerin Dorina Ludwig erläuterte, mit dem Begriff Pflicht würden die Ziele des Leitbildes dem verschärften Bundesziel angepasst. Die Umsetzung, wie viel Dachfläche für Solarenergie vorzuhalten sei, müsse sozialverträglich gestaltet werden. Ruppel: »Wenn wir den Leuten nicht sagen, du musst, schaffen wir keine Ziele.« Speier: »Die Entscheidung, was zumutbar ist, die treffen wir.« Falls der Ausschuss darüber im jeweiligen Bebauungsplan beschließe, könne sich seine Fraktion damit anfreunden. Wolfgang Haußmann (Grüne): »Ich verstehe das Problem nicht. Die Verpflichtung steht im Leitbild und nicht in einem Vertrag.« Letztlich fiel im Ausschuss der einstimmige Beschluss.

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