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»Lollar summt und brummt«

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Von: Volker Heller

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Der Klassiker für Insektenschutz im kommunalen und Privatbereich: Blühwiese oder Blühstreifen. © Volker Heller

Lollar (vh). Wie jeder Bürger in seinem Privatgarten insektenfreundlich gärtnern kann, darüber berichteten Lollars Klimaschutzmanagerin Dorina Ludwig und Biologin Jutta Pfaff am Donnerstagabend im Bürgerhaus der Stadt. Angeregt durch das Projekt »Buseck blüht auf« wurde im vergangenen Jahr die Aktion »Lollar summt und brummt« angeregt.

Wie Ludwig sagte, wolle man das Bewusstsein für die Nützlichkeit von Insektenschulen und auf deren Rückgang aufmerksam machen. In den Kindergärten sei schon viel getan worden. Insektenhotels hingen jetzt in jeder Einrichtung. Ludwig: »Aktuell legen wir Blühwiesen an.«

Manchmal würden Förderprogramme zum Handeln motivieren. Ludwig verwies auf das hessische Beispiel »Grünes Glück vor der Tür - Der Wert grüner Vorgärten für die nachhaltige Stadtentwicklung« aus dem Herbst 2020. Die gleichnamige Broschüre gibt es kostenlos zum Download: www.gruenes-glueck-in-hessen.de. Am Infostand im Bürgerhaus lagen kostenlose Broschüren und Saatguttütchen zum Mitnehmen. An einer Pinnwand konnte man eigene Vorschläge hinterlassen.

Pfaff informierte, 70 Prozent der bekannten Tierarten dieser Erde seien Insekten. Insekten lockerten Böden, zersetzten abgestorbene Pflanzen und Tiere und bestäubten 75 Prozent der wichtigsten Kulturpflanzen. Die weltweite Bestäubungsleistung hätte einen geschätzten Gegenwert von 153 Milliarden Euro.

Selbst Süßigkeiten kämen nicht ohne Insekten aus. Eine Gallmücke etwa bestäube die Kakaopflanze und der Kakao ist bekanntlich Hauptzutat für Schokolade. »Insektenschutz ist Menschenschutz«, wusste Pfaff. »Der Mensch ist nur ein Teil des Ökosystems.«

Dann fragte sie rhetorisch: »Darf man noch Rosen haben?« Ungefüllte Arten mit einem Blühtenkranz seien akzeptabel. Aber gefüllte Blühten bei der Rose und anderen Pflanzen produzieren keinen Pollen oder Nektar. Der persönliche Beitrag zum Insektenschutz sei gar nicht schwierig. Wer etwa auf englischen Rasen verzichte, Kirschlorbeerhecken meide, dem Modetrend Schotterfläche nicht folge und stattdessen Staudenbeete und Blumenwiesen anlege, liege richtig. Insektenfreundlich sind demnach beispielsweise Roseneibisch, Nachtkerze, Salbei, Frauenschuh, Hundslilie, Veilchen, Schlüsselblume oder Lavendel.

Die geeignete Pflanzenauswahl bedarf noch einiger Zusätze. Pfaff ermunterte, die abgeblühten Stauden und Kräuter den Winter über stehen zu lassen. Sie böten Insekten Nahrung und Unterschlupf. Laub könne auf Beeten sowie unter Sträuchern liegen bleiben. Im Garten solle man keine Chemiekalien verwenden und auf Lichtverschmutzung verzichten (helle Strahler). Blumenerde solle torffrei, Nistmöglichkeiten vorhanden sein. Wer Anregungen mit direktem Praxisbezug wünsche, könne an einer Führung im Hofgut Friedelhausen teilnehmen, kündigte Ludwig an.

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