»Lieber Horst, das war spitze!«

Nach mehr als 30 Jahren in der Lollarer Kommunalpolitik, unter anderem als Vorsitzender des Stadtparlaments, nimmt Horst Klinkel Abschied. Bei der Feierstunde im Bürgerhaus wurde deutlich, wie breit er sich engagiert hat - auch jenseits der Gremien.
Er habe die Lollarer Kommunalpolitik und Vereinsgemeinschaft »wie kaum ein anderer« geprägt - so würdigte Bürgermeister Jan-Erik Dort am Donnerstag die Verdienste jenes Mannes, der sich nun aus der Politik zurückzieht: Horst Klinkel ist im Anschluss an die Stadtverordnetensitzung im Bürgerhaus verabschiedet worden.
Über mehr als drei Jahrzehnte hat Klinkel in der Kommunalpolitik mitgewirkt - er wurde 1989 Stadtverordneter, war später sechs Jahre im Magistrat aktiv und zuletzt seit 2011 Stadtverordnetenvorsteher. Diese Stationen nannte am Donnerstag ein Vertrauter, der vor gut drei Monaten an gleicher Stelle verabschiedet worden war: Lollars Ex-Bürgermeister Dr. Bernd Wieczorek hielt die Laudatio für Klinkel.
Dieser habe die Zeit in der Kommunalpolitik nicht »einfach nur abgesessen«, sondern sei »in bedeutendem Maße an der Entwicklung unserer Stadt beteiligt« gewesen, so Wieczorek. Als er selbst 2005 sein Amt angetreten habe, sei ihm noch nicht bewusst gewesen, »in welchem Umfang du dich ehrenamtlich in das Gemeinwohl unserer Stadt einbringst und welches Ansehen du in der Bürgerschaft genießt«.
Wieczorek verwies auch auf Klinkels breites Wirken außerhalb politischer Gremien: Er habe verschiedenste Veranstaltungen organisiert, die auch überregional beachtet worden seien und »die Außenwahrnehmung Lollars« verändert hätten - von Weihnachtsmärkten und Radrennen wie der Hessenrundfahrt über Schmaadleckermärkte, Sportlerehrungen und Benefizveranstaltungen bis zu Neujahrsempfängen. All das habe zu Klinkels Spitzname »Mofa« geführt, kurz für »Manager of fun and action«. Klinkel sei in vielen Vereinen aktiv, vielfach in verantwortungsvoller Position. Er sei unter anderem mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet worden. Dass der städtische Antrag, ihm das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, abgelehnt worden sei, ist aus Wieczoreks Sicht »völlig unverständlich«.
Dank gelte Klinkel für die »Art und Weise, die Intensität und die Herzlichkeit«, mit der er seine Ehrenämter ausgefüllt habe - »verlässlich« und ohne sich selbst in den Vordergrund zu bringen. Auf den Rat des nun 75-Jährigen habe er stets bauen können. Wieczorek: »Auch wenn du deine rote Parteibrille in den 33 Jahren nie ganz ablegen konntest, warst du in deiner Tätigkeit als Stadtverordnetenvorsteher stets um Ausgleich bemüht.« Klinkel habe als »erster Bürger« der Stadt »souverän und unparteiisch« agiert. Dank gelte auch dessen Ehefrau Edith, die ihm stets zur Seite gestanden habe. Wieczorek schloss mit Worten, die Klinkel selbst gerne verwandt habe, wenn er von besonderen Leistungen beeindruckt gewesen sei: »Lieber Horst, das war spitze!«
FDP-Fraktionsvorsitzende Cornelia Maykemper hob Klinkels Stil als Vorsitzender des Stadtparlaments hervor: »Du warst auch manchmal Zirkusdirektor, manchmal Dirigent.« Ordnungsrufe während Klinkels Amtszeit könne sie an einer Hand abzählen, »du hast das nicht nötig gehabt«. Als Dank spendiert die FDP dem Ehepaar Klinkel ein »Rittermahl« auf Burg Staufenberg. Quasi zu jeder Uhrzeit habe er Klinkel anrufen können, »der Horst hatte das Fachwissen«, sagte SPD-Fraktionschef Norman Speier. Stadtbrandinspektor Marco Kirchner lobte, Klinkel habe für die Feuerwehr »immer offene Ohren« gehabt.
Schließlich trat Klinkel selbst ans Pult, dankte den zahlreichen Gästen, den Rednern und Weggefährten - und Bürgermeister Dort, der zur Verabschiedung namens der Stadt eingeladen hatte. Er wandte sich auch an Wieczorek: »Wir haben vieles gemeinsam gemacht.« Sein Dank ging auch an Kolleginnen und Kollegen aus den Gremien, die ihm in all den Jahren Vertrauen entgegengebracht hätten.
Gemeinsam habe man für die Stadt »einiges bewegt«. Die »drei Horste« - er selbst, Horst Watz sowie der verstorbene Horst Kunz - hätten etwa Benefizveranstaltungen durchgeführt und rund 190 000 Euro für die Vereins-Jugendförderung übergeben. Auch die Mitarbeiterinnen im Bürgermeister-Vorzimmer hätten ihn stets unterstützt.
»Danke für dein Verständnis über all die Jahre«, wandte er sich an seine Ehefrau Edith - und freute sich, dass die Familie angereist war, »um mit ihrer Oma und ihrem Opa zu feiern«. Dazu bestand im Anschluss bei Kaltgetränken und Snacks noch reichlich Gelegenheit.