Klare Sprache und Schilderungen, die ins Schwarze treffen

Lollar (bac). Es ist eine Geschichte, wie sie sich x-fach in Deutschland ereignet hat: Eine iranische Familie (Vater und zwei Söhne) flieht nach der Hinrichtung der Mutter vor den Schergen der Mullahs und landet in Berlin-Neukölln. Mühsam versuchen sie, sich in einer völlig fremden Welt zurecht zu finden.
Doch die bundesdeutsche Wirklichkeit der 1980er Jahre ist alles andere als ein wirkliches Zuhause, zumal die Mutter fehlt. Der ältere Sohn erkämpft sich seinen Respekt unter den Straßengangs, indem er zum Schläger wird.
Eine Geschichte ohne Happy End, kühn und glänzend erzählt von Behzad Karim Khani, dessen Erstlingswerk »Hund, Wolf, Schakal« die Kritiker beeindruckte und ihm eine Einladung zum Ingeborg-Bachmann-Preis einbrachte. Ein Roman, der durch seine klare Sprache und seine Schilderungen ins Schwarze trifft. Am Freitagabend war er Gast in der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar.
Die Lesung war eine Kooperationsarbeit zwischen dem Schulamt und der Gesamtschule mit ihrem besonderen Profil Kulturelle Bildung / Literatur. Unter der Moderation von Thomas Zwerina erzählte der Autor sehr locker und entspannt zu den Hintergründen seines Buchs. So orientiere sich der Lebensweg des Hauptprotagonisten an seiner eigenen Lebensgeschichte. »Sie ist es aber nicht«, betonte er.
Auch er hat eine kriminelle Vergangenheit. Irgendwann wurde er mit 500 Gramm Haschisch erwischt, bekam eine Bewährungsstrafe, die er nutzte, um seinem Leben eine andere Richtung zu geben. Er absolvierte eine Bauzeichnerlehre, wollte eigentlich Architektur studieren. Er ging jedoch anschließend nach Berlin. »Das war, als ob die Stadt auf mich gewartet hätte.« Er eröffnete einen Technoclub, war mitten drin in der Techno- und Clubbing Szene. »Irgendwann habe ich mich da rausgezogen, denn irgendwann hast du alles schon mal gehört, was dir ein Mensch am Tresen so erzählen kann.«
Er begann, sich selbst Drehbuchschreiben beizubringen. Eines davon war dann die Skizze zu seinem jetzigen Buch. »Das Schreiben liegt vielleicht auch ein wenig in unserer Familie, auch mein Vater ist ein im Iran bekannter Autor.« Er verfasste ein paar Artikel und zog die Aufmerksamkeit des Literaturkritikers Ijoma Mangold auf sich, der ihn animierte, dieses Buch zu schreiben.
Insgesamt hat er vier Jahre daran gearbeitet, hinzu kamen noch 14 Monate intensives Lektorat, das für beide - die Lektorin und ihn - ein hartes Ringen gewesen sein muss. »Aufbau und Struktur - das ist nicht so mein Ding«, gibt er zu. Er vergleicht seine Arbeitsweise mit der eines Gärtners, der fröhlich überall etwas hinpflanzt und die Lektorin in diesen Wildwuchs dann die entsprechenden Pfade hineinarbeitete. Eine Arbeit, die sich gelohnt hat.