Sanierung von Kreisstraße geplant: Auch eine Vollsperrung in der „Waldhausstraße“ möglich

Die Waldhausstraße zwischen Krofdorf und der Schmelz im Kreis Gießen soll endlich saniert werden.
Gießen – Schlussstrich unter einer endlos erscheinenden Geschichte? Es könnte gelingen. Der Kreis will in diesem Jahr die Waldhausstraße zwischen Krofdorf und der Schmelz sanieren lassen. Anschließend sollen Lollar und Wettenberg die Straße übernehmen.
Christopher Lipp ist zuversichtlich, noch in diesem Jahr eine Baustelle im Kreis abzuarbeiten, die schon etliche Jahre offen ist – und die eine bald drei Jahrzehnte währende Vorgeschichte hat: In der zweiten Jahreshälfte soll die Kreisstraße 394, besser bekannt als „Waldhausstraße“, zwischen Krofdorf-Gleiberg und dem Abzweig zur Schmelzmühle gründlich saniert werden. Das bekräftigte der Erste Kreisbeigeordnete vor Wochenfrist nochmals, als es um die Vorstellung der Straßenbauvorhaben im Kreis in diesem Jahr ging.
2,1 Millionen Euro für Straßensanierung: Kreisausschuss Gießen entscheidet über Projekt
2,1 Millionen Euro stehen für das Instandsetzen des rund neun Kilometer langen Straßenstücks bereit. Aktuell berät der Kreisausschuss die Projektplanung; der nächste Schritt ist das Befassen der Fachausschüsse damit. Im Mai soll der Kreistag über die Projektgenehmigung und die Mittelfreigabe befinden, skizziert CDU-Mann Lipp den Fahrplan.
Was in diesen Tagen zudem läuft, das ist die Vorbereitung der Vereinbarungen mit der Stadt Lollar und der Gemeinde Wettenberg. Denn der Kreis will die Straße nach erfolgter Instandsetzung nicht länger in seiner Trägerschaft behalten, sondern an die beiden Kommunen abgeben. Damit hält Christdemokrat Lipp an dem Kurs fest, den schon seine Amtsvorgängerin Christiane Schmahl (Grüne) und die bis vor Jahresfrist amtierende SPD-geführte Koalition eingeschlagen hatte.
Es sei unstrittig, dass diese Straße keine überörtliche Bedeutung mehr habe, verweist Lipp auf die geringe Frequentierung, die Bedeutung vornehmlich für den Freizeitverkehr sowie die Nutzung im Rahmen der Waldbewirtschaftung. Und betreibt deshalb weiterhin die Abstufung. Der Dezernent skizziert die zwei möglichen Wege zur Übertragung der Straße an die Kommunen: Da gibt es zum einen die Möglichkeit, das dazu nötige gesetzliche Verfahren einzuleiten.
Holzabfuhr in der Diskussion
Zum anderen gibt es die Option einer vertraglichen Einigung der Partner. Wobei der Kreisdezernent letzteres bevorzugt und unterstreicht: Der Kreis sei den Anliegen und Interessen der Kommunen durchaus entgegengekommen. Damit spielt er auf die Frage der forstlichen Nutzung an. Diese war und ist dauerhaft Thema: Gerade die schweren Holz-Lkw tragen, so wird von der Kommunalpolitik immer wieder geäußert, zu den Schäden an der Straße bei. Hessen-Forst sieht dies nicht so – und verweist zudem darauf, dass dort nicht nur Staatswald, sondern vor allem auch Kommunalwald bewirtschaftet wird, ergo Wettenberg und Lollar als Waldeigentümer mit im Boot sind.
Die Ein- und Ausfahrten von Waldwegen auf die Waldhausstraße sollen mit so genannten „Trompeten“ verstärkt werden. Dort, wo durch abbiegende Laster Scherkräfte wirken, soll der Unterbau besonders befestigt werden. Auch die weitere Verkehrslenkung nennt der Dezernent „zielführend“.
In Gießen vom Tisch: Überlegungen Waldhausstraße in einen Radweg umzubauen sind verworfen
Inwieweit der Kreis mit seinen Plänen bei den Kommunen auf Gegenliebe stößt, das werden die kommenden Wochen zeigen. Grundvoraussetzung für Lollar und Wettenberg war immer, nur eine instandgesetzte Straße zu übernehmen. Dazu haben vor wenigen Tagen nochmals Gespräche zwischen Vertretern des Kreises, von Hessen Mobil und von Wettenberg stattgefunden.
Vom Tisch sind wohl die noch vor zwei Jahren angestellten Überlegungen, einen Teil der Waldhausstraße in einen Radweg umzubauen. Dies hatte die damalige Mehrheit von SPD, Grünen und FW im Kreistag so gewünscht. Und auch die damalige Verkehrsdezernentin Schmahl hatte sich dafür stark gemacht. Allein: Auf den Weg gebracht wurde dies seinerzeit nicht.
Durchfahrt für Motorradfahrer und Fahrradfahrer in Gießen gesperrt
Der Kreis als Eigentümer der Straße hat 2020 den Abschnitt zwischen Salzböden und dem Abzweig zur Schmelzmühle bereits instandsetzen lassen. Im Vorfeld dieser Arbeiten war das jetzt in Rede stehende Teilstück zwischen Krofdorf und der Schmelz nochmals geflickt worden, um als Umleitungsstrecke zu dienen. Mehr als Reparaturen ist in den vergangenen 30 Jahren an der Straße nicht erfolgt.
Der Zustand der Straße ist mittlerweile so schlecht, dass der Abschnitt zwischen Waldhaus und dem Abzweig Schmelz für Motorradfahrer und Fahrradfahrer gesperrt ist. Zu groß das Risiko, dass ein Zweiradfahrer in einem Schlagloch stürzt, sich verletzt und den Kreis als Eigentümer der Chaussee in Haftung nimmt. Die Teilsperrung aus Haftungsgründen war 2016 schon einmal im Gespräch und vom Landkreis Gießen angekündigt – dann aber nicht vollzogen worden.
Naturschützer werben für eine dauerhafte Sperrung in Gießen
Naturschützer könnten sich auch eine dauerhafte teilweise Sperrung durchaus vorstellen. Auf der anderen Seite gibt es die Interessen von Naherholung Suchenden, dort in den Wald zu fahren. Und nicht zu vergessen: Für das Mühlengasthaus im Weiler Schmelz hat die Straße ebenfalls eine wichtig Bedeutung als Zu- und Abfahrt. (Rüdiger Soßdorf)
Gießen saniert immer wieder und investiert in die Infrastruktur, zuletzt stiegen die Kosten für die Sanierung am Alten Schloss in Gießen in die Hunderttausende.