Erfolgsgeschichte lässt die Kasse klingeln

Lollar (vh). »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«, dichtete Hermann Hesse in seinen »Stufen«. Vor 15 Jahren schufen Bürgermeister Dr. Bernd Wieczorek und »die legendären drei Horsts« (Horst Kinkel, Horst Watz und Horst Kunz) eine bis heute andauernde Reihe von Benefizveranstaltungen im Bürgerhaus Lollar für die Jugendarbeit der Vereine. Über 150 000 Euro kamen bisher dabei zusammen.
Die Zeit des Abschiednehmens gemäß Hesses weiterer Zeilen ist nun gekommen. Bürgermeister Wieczorek und Stadtverordnetenvorsteher Klinkel gehen beide zum Jahresende in den Ruhestand. Damit es aber einen neuen Anfang mit demselben Zauber geben kann, müssten die neuen Gesichter ran.
Bei der inzwischen zwölften Benefizveranstaltung - nach 2018 war das Heeresmusikkorps Kassel am Dienstagabend wiederholt zu Gast - dankte der Bürgermeister allen Sponsoren der vergangenen 15 Jahre. Wieczorek: »Ich kann nur hoffen, dass unsere Nachfolger diese Reihe nicht sterben lassen.«
Oberstleutnant Tobias Terhardt, der mit ruhiger Hand den Takt angab und auch bei seiner Wortwahl den richtigen Ton fand, erklärte schon mal seine Absicht, in Zukunft wieder in Lollar auftreten zu wollen. Nach einem sehr besonderen Musikerlebnis, das man erlebt haben muss, weil schriftliches Lob dies nur unzureichend ausdrücken würde, spielten die Berufsmusiker als Zugabe den unvermeidbaren Marsch »Alte Kameraden«.
Oberstleutnant Terhardt gab jedoch bekannt, hinsichtlich des Abschieds der Organisatoren habe er in deren näherem Umfeld mal nachgehakt, um noch eine Sonderzugabe zu spielen. Weil Wieczorek und Klinkel einen besonderen Arbeitsstil gehabt hätten, habe er das Stück »My Way« ausgesucht. Den Frank Sinatra-Klassiker spielte das Orchester mit Inbrunst. Gratulation an den namentlich nicht genannten Solotrompeter. Oftmals traten einzelne Instrumentalisten oder ganze Sätze mit einer solchen Präzision und Kraft hervor, dass man meinen konnte, die Mitglieder des Musikkorps seien alle auch Solisten oder würden noch in kleineren Bands spielen.
Besonders stark ausgeprägt war dies beim vier Personen starken Posaunensatz im eigens für sinfonisches Orchester umgeschriebene »Toto for Trombones«. Die Fans der US-amerikanischen Rockband Toto waren schier außer sich.
Die Feinfühligkeit der Musiker unterstrich der Konzertwalzer »Gold und Silber« von Franz Léhar aus dem Jahr 1902. Lautstärken und Tempi wechselten. Den gemütlichen Walzerrhythmus übernahm die sinfonische Dramatik. Es gab eine gewaltige Schlussfanfare. Und immer wenn das Schlagzeug Akzente setzte, erhielt der Bundeskanzler- »Wumms« seine akustische Umdeutung auf der Bühne.
Noch unterschiedlicher kann ein Programm nicht sein. Anfangs erklang der Viktoriamarsch von Emil Neumann, ein zackiges Stück für Blasmusikfreunde. Später gab es dann ein Wiederhören mit den Filmmelodien von Ennio Morricone aus dem Western »Spiel mir das Lied vom Tod«. Eine der coronabedingten Programmänderungen betraf das neu aufgenommene Stück »My Dream« von Peter Leitner, dem Trompeter und Sänger der Kärntner Formation »Fegerländer«. Ann-Katrin Schreiber aus Frankershausen hatte auf dem Flügelhorn den solistischen Part noch schnell eingeübt. Sie ist übrigens eine derjenigen Ensemblemitglieder, die selber noch woanders den Takt angeben. Schreiber leitet den Turnermusikzug Röhrda (Nordhessen).
Zum endgültigen Schluss dieses Konzertabends erklang noch die Nationalhymne. Dieses Orchester ist »ein Träumchen« wie Horst Lichter sagen würde. Einfach sensationell.