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Alles in den Mixer

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In Experimentierlaune: Der 14-jährige Rudi versucht, ein Mango-Eis ohne Zuckerzusatz herzustellen. © Patryk Kubocz

Lollar (pku). D as laute Schreddern des Mixers ist den ganzen Nachmittag im Familienzentrum in Lollar zu hören. Kein Wunder, geht es doch darum, selbst Eiscreme herzustellen. »Wisst ihr eigentlich, wie man Eis macht, und was man dazu braucht?«, fragt Jugendpflegeleiter Martin Eichler. »Zucker, Milch, Sahne und die Zutat, wonach es schmecken soll«, antwortet die elfjährige Siham vorsichtig und liegt goldrichtig.

Der Eiskurs ist Bestandteil des sogenannten Sommerspaßes in Lollar, ein Angebot des Jugend- und Beratungszentrum zusammen mit der Diakonie, vergleichbar mit den Ferienspielen in anderen Kommunen.

Für den Jugendpfleger Eichler geht es an diesem Nachmittag aber nicht nur um den Genuss der gefrorenen Süßspeise. »Wir möchten heute den Kindern sowohl den Spaß in der Küche vermitteln als auch ein Bewusstsein schaffen, dass Eis ganz einfach zu produzieren ist«, sagt er. Und der Nachmittag habe noch einen weiteren Mehrwert. Er wolle den Kindern darlegen, wie viel Zucker in einem Eis stecken kann. Zudem will Eichler ihnen zeigen, dass die Süßspeise auch ohne Zucker funktioniert und »man sehr kreativ und selbstständig sein eigenes Eis herstellen kann«.

Diese Maxime setzen die Sommerspaß-Kinder um. Während sie noch mit klassischem Erdbeereis angefangen, experimentieren sie später mit weit gewagteren Eissorten. Egal ob Erdbeere mit Schokolade, Mango mit Erdbeere oder alles zusammengemixt - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. »Solche Sorten findet man definitiv nicht im Kühlregal im Supermarkt«, scherzt Eichler. Für gutes Eis, auch das ist einer der gewünschten Lerneffekte, muss es eben nicht zwingend der Gang in die Eisdiele oder in den Supermarkt sein.

Um den Kindern zu verdeutlichen, dass Eis kein Hauptnahrungsmittel ist, misst Eichler immer wieder ab, wie viel Zucker für das selbst gemachte Eis verwendet wird. Auch eine zuckerfreie Variante probieren sie aus, allerdings ist die Resonanz darauf eher gemischt. Während der 13-jährigen Ella das zuckerfreie Eis sogar noch besser schmeckt, empfinden allen voran die jüngeren Teilnehmer die Alternative als »nicht süß genug«.

Die Entscheidung, das Eis selbst im Familienzentrum herzustellen und nicht etwa in Kooperation mit einer Eisdiele, sei eine ganz bewusste gewesen, erzählt Eichler. »Es ergibt mehr Sinn, wenn die Kinder selbst Hand anlegen und spielerisch erfahren, wie bestimmte Speisen produziert werden.« Zudem will er ihnen vermitteln, dass auch mit einfachen Mitteln viel möglich sein kann, und man für gute Gerichte nicht teure Geräte anschaffen muss.

Diese Tatsache überraschte viele der Kinder. »Ich wusste nicht, dass es so einfach ist, selbst Eis zu machen«, sagt etwa der 14-jährige Rudi. Und: »Ich habe mir auch noch nie darüber Gedanken gemacht, wie viel Zucker im Eis steckt.« Trotzdem bleibt für den Teenager das Produkt aus der Eisdiele sein Favorit.

Laut Eichler gehe es aber auch nicht darum, die Kinder davon zu überzeugen, dass Selbermachen immer besser sei. Vielmehr sei ihm wichtig, dass »die Kinder mitnehmen, dass es Spaß macht, sich in der Küche auszuprobieren«.

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