Lindener Kinder werden Autoren

Auch große Kinderbuchautoren wie Cornelia Funke, Astrid Lindgren oder Erich Kästner haben mal klein angefangen mit selbst verfassten Geschichten. In Linden feilen derzeit Kinder in der Schreibwerkstatt an ihren ersten Texten. Am Ende soll ein Buch stehen.
Der Besuch im ägyptischen Museum ist für Anne aus gleich zwei Gründen spannend. Zum einen hat sie sich schon riesig auf die Ausstellung gefreut. Zum anderen bereitet sich die ganze Klasse mit dem Ausflug auf einen Test vor. Was Anne im Museum erlebt und ob sie die Prüfung packt, darum geht es in einer Geschichte, die am Dienstag entstand.
Mit einer Mischung aus Freude über das Niedergeschriebene und Aufregung, wie der Text ankommt, trägt das Mädchen ihn Anett Stütze auf dem Beratungssofa vor. Zusammen mit Britta Vorbach verfasst Stütze Kinderbücher und Kindersachbücher, hat bislang 15 Werke veröffentlicht. Um Kinder zu motivieren, selbst Geschichten zu erfinden, geben sie ihren Erfahrungsschatz in Schreibwerkstätten wieder.
Solch eine Schreibwerkstatt begann am Dienstag in Linden. Über ein Dutzend Jungen und Mädchen aus den Grundschulen hat sich dafür angemeldet, freut sich Jugendpflegerin Alexandra Agel über die gute Resonanz.
Britta Vorbach überreichte jedem Kind zur Begrüßung ein leeres Notizbuch, in das es seine Ideen und Geschichten notieren kann. Danach ging es gleich los, wurden die ersten Erzählungen in Worte gefasst und niedergeschrieben. »Einige schreiben frei Erfundenes, andere etwas, was in der Zukunft spielt«, sagt die Autorin. Ein Junge zum Beispiel feilt an einer Detektivgeschichte über Flugzeugentführer.
»Die Kinder sind gern dabei, da sie über das schreiben dürfen, was sie wollen«, sagt Vorbach. Die Erwachsenen schreiben ihnen nichts vor, sondern helfen dabei, dass die Geschichten gut werden.
Dabei spielt das Beratungssofa eine wichtige Rolle. Allein oder in kleinen Gruppen können die angehenden Autoren darauf Platz nehmen, ihre Geschichten oder Abschnitte daraus vortragen. Vorbach und Stütze hören sich die Textentwürfe an, um dann Tipps und Ratschläge zu geben, wie man die Erzählung noch besser machen kann. Auch wenn eines der Kinder mit einer Schreibblockade zu kämpfen hat, helfen sie mit Ideen, wie die Handlung sich fortsetzen könnte.
Den ganzen Tag lang schreiben geht natürlich nicht. Darum stehen zwischendurch auflockernde Spiele auf dem Stundenplan. Danach sind die Lindener aber schnell wieder an den Tischen, um mit Feuereifer weiterzuschreiben.
Die Schreibwerkstatt findet an insgesamt zehn Terminen statt, drei davon in den Frühlingsferien, der Rest in den Sommerferien. Dabei entstehen immer mehr Texte.
Diese sollen in den Notizbüchern nicht verschwinden: Jedes Kind darf einen aussuchen, der zusammen mit anderen Geschichten aus der Schreibwerkstatt in einem Buch veröffentlicht werden soll. Die Geschichtensammlung soll beim Abschlussnachmittag am Samstag, 3. September, ab 14 Uhr Familien und Freunden vorgestellt werden.
Das Projekt unterstützen das Bundesbildungsministerium und der Friedrich-Bödecker-Kreis. Später wird sich das Buch auch im Bestand der »Statt-Bücherei« Linden finden. Bis dahin ist aber noch viel Schreibarbeit zu erledigen.