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Wie steht es um die Wohnungspolitik?

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Linden (pm). Der Mieterverein Gießen hat den vier Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters fünf Fragen zur Wohnungspolitik gestellt und die Antworten der Politiker bewertet.

Auf die erste Frage, welche Pläne die Kandidaten haben, um bezahlbaren Wohnraum in Linden zu schaffen und ob sie dabei auch an öffentlich geförderten Wohnbau denken, erklären Dr. Sandra Herrmann und Dennis Dern, der von den Grünen nominiert wurde, dass sie sich öffentlich geförderten Wohnungsbau und genossenschaftliches Wohnen gut vorstellen könnten.

Bedarfsgerechter Wohnraum

Fabian Wedemann, Stadtverordnetenvorsteher der CDU, wolle die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften verbessern und bezahlbaren Wohnraum vor allem für junge Familien schaffen. Lale Sahin meint, mehr bezahlbarer Wohnraum könne mit der Erschließung neuer Baugebiete geschaffen werden. Das bezweifelt der Mieterverein, »da Neubau besonders teuer ist« und hohe Mieten nach sich ziehe.

In der zweiten Frage ging es um den Bedarf an größeren Mietwohnungen laut der Fortschreibung des Wohnraumversorgungskonzeptes und wie bedarfsgerechter Wohnraum entstehen kann. Wedemann ist da für die Wiederbelebung der Ortskerne mit der Kernsanierung alter Immobilien und nur bedingt für die Ausweisung neuer Baugebiete. Dern schlägt die Überbauung von Parkplätzen oder Supermärkten vor, während Herrmann die Idee von Mehrfamilienhäusern mit gemeinschaftlichem Wohnen hat, um so zu bedarfsgerechtem Wohnraum zu kommen. Ausreichende Gemeinschaftsräume in den Häusern reduzierten den individuellen Bedarf, flexible Grundrisse ermöglichten die Anpassung an einen veränderten Wohnbedarf im Lauf des Lebens. Sahin schwebt vor, vorhandene oder leerstehende Wohngebäude von der Stadt aufkaufen zu lassen, sie mit Fördermitteln zu modernisieren und in flexibler Bauweise weiterzuvermieten oder zu verkaufen.

Bei der dritten Frage ging es um neue Baugebiete. Herrmann ist primär für die Schließung von Baulücken und die Aufstockung von Gebäuden, bevor mit neuem Bauland weitere wertvolle Flächen im Außenbereich versiegelt werden. Wenn Neubau, dann mit möglichst hohem ökologischem Standard, sagt sie. Da deckt sich ihre Position mit der von Dern. Wedemann ist auch für die bauliche Optimierung von Ortskernen, schließt aber laut Pressemitteilung Neubaugebiete wie das am Breiten Weg in Leihgestern nicht aus, wo er Ein- und Zweifamilienhäuser im Mix mit attraktiven Mehrfamilienhäusern wünscht.

Der illegalen Wohnbebauung am Bergwerkswald, dem drohenden Nutzungsverbot der Wohnhäuser dort und dem Verlust von preisgünstigem Wohnraum galt die vierte Frage. Sahin will die Beschaffung von Ersatzwohnraum für die dortigen Mieter in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Das sieht Wedemann ähnlich, will sich mit allen Beteiligten (Landkreis, Eigentümer und Mieter) an einen Tisch setzen und zu einer Lösung kommen. Er kann sich vorstellen, dass der Kreis die Bauten legalisieren könnte.

Abriss schlechteste Lösung

Auch Dern will sich beim Landkreis für die Belange der Mieter einsetzen. Herrmann hält den Abriss der Gebäude für die schlechteste Lösung mit Blick auf Klima, Menschen und Natur.

Die fünfte Frage drehte sich um eine kommunale oder interkommunale Wohnungsbaugesellschaft für Linden. Langfristig kann sich Herrmann eine stadteigene oder interkommunale Wohnungsbaugesellschaft vorstellen, aber zunächst sollte die Kooperation mit der Baugenossenschaft 1894 Gießen, die ja bereits Wohnraum in Linden besitzt, verstärkt werden. Dern will letzteres ebenso. Sahin meint, eine solche Gesellschaft sei geeignet, mehr bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Bürger zu schaffen und die Sanierung bestehender Wohnungen voranzubringen. Wedemann ist da skeptisch, weil eine solche städtische Wohnungsbaugesellschaft Geld binde und das Personal im Rathaus zusätzlich stark belaste. »Er verkennt dabei, dass diese Einrichtung nicht Teil der Verwaltung wäre, sondern ein eigenständiges Unternehmen darstellt«, kommentiert der Mieterverein.

Die Antworten der Bewerberinnen und Bewerber zeigen nach Meinung des Mietervereins unterschiedliche Ansätze und Ideen, aber auch Schnittmengen bei der Bewältigung der wohnungspolitischen Probleme und Aufgaben in Linden. Der Verein wünscht nun »eine möglichst hohe Wahlbeteiligung«.

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