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Wie sich das Planungsbüro Kolmer & Fischer in Linden neu ausrichtet

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Von: Stefan Schaal

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Kolmer & Fischer ist eines der bedeutendsten Planungs- und Ingenieursbüros der Region. Seit 1. April nimmt es aber keine Aufträge mehr im Straßenbau und für Kanalarbeiten an. Das sind die Gründe.

Die Wellen schlugen hoch – und dem Lindener Bürgermeister Jörg König platzte der Kragen. »Das Büro Kolmer & Fischer wird es künftig so nicht mehr geben«, sagte er – und blaffte Peter Reinwald, den Fraktionsvorsitzenden der FDP, an: »Jetzt haben Sie’s vielleicht geschafft.«

König erweckte mit seinen Äußerungen am Dienstag im Stadtparlament für einen Moment den Eindruck, das Ingenieurbüro Kolmer & Fischer stecke in Schwierigkeiten oder könne von der Kommune nicht mehr beauftragt werden – und Reinwald sei dafür maßgeblich verantwortlich.

Neue Firma unter alter Adresse

Tatsächlich nimmt das in Linden ansässige Unternehmen seit 1. April keine Aufträge im Bereich Tiefbau mehr an. Die neu gegründete HS Ingenieure GmbH übernimmt dieses Geschäftsfeld in den Bereichen Straßenbau, Entwässerung und Wasserversorgung. Dabei handle es sich um eine »ganz normale, seriöse und logische Nachfolgeregelung«, betont Jörg Fischer, seit 30 Jahren Inhaber der Planungsgesellschaft Kolmer & Fischer. »Gerade in den letzten Jahren habe ich mich ausschließlich um den Hochbau gekümmert.« Außerdem habe sich sein Tätigkeitsfeld im Bereich des Immobilieninvestments erweitert.

Inhaber der HS Ingenieure GmbH sind Daniel Seipp und Thorsten Hitz, 41 und 47 Jahre alt. Beide leiteten bereits in den vergangenen fünf Jahren maßgeblich das operative Geschäft des Büros Kolmer & Fischer.

Die neue Gesellschaft ist eigenständig, firmiert allerdings unter der angestammten Adresse in der Robert-Bosch-Straße in Linden. Alle bisher betreuten Projekte werden vom Team mit demselben Personal und insgesamt 28 Mitarbeitern weiter bearbeitet, erklären Hitz und Seipp.

Vor 63 Jahren gegründet

Fischer betont, er sowie Hitz und Seipp hätten seit Jahren das Ziel vor Augen gehabt, »die Nachfolge so zu regeln, wie es nun auch umgesetzt wurde.« Die Abgabe des Bereichs Tiefbau sei keineswegs als erster Schritt eines Rückzugs zu verstehen. »Ich hatte noch nie so viel zu tun wie jetzt«, sagt Fischer. Sein Büro kümmere sich eben nun ausschließlich um den Bereich des Hochbaus.

Walter Kolmer gründete das Unternehmen 1956 in Hausen. Thomas Kolmer und Fischer führten es zu einem der bedeutendsten und am meisten beschäftigten Planungs- und Ingenieurbüros in der Region. Vor zwei Jahren verstarb Mitinhaber Thomas Kolmer.

Lindens Bürgermeister erklärte am Mittwoch unterdessen, die Debatte im Stadtparlament am Vortrag sei hoch emotional geführt worden. »Da platzt es aus einem heraus.« Er habe sich dagegen wehren wollen, dass »immer ein und dasselbe Unternehmen durch den Kakao gezogen wird.« Der Zoff zwischen König und Reinwald entzündete sich an einer Anfrage der FDP-Fraktion zur Vergabe von Arbeiten an der Regenwassereinleitung in den Lückenbach durch die Stadt ohne vorherige Ausschreibung. Der Bürgermeister erklärte, bei Aufträgen unter 10 000 Euro dürfe man »freihändig« agieren. Reinwald bezeichnete die Vergabepraxis des Magistrats als »gesetzeswidrig«.

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