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„Das ist eine Lachnummer“ - Plädoyers im Prozess um Casino-Raub in Linden gehalten

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Von: Rebecca Fulle

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Drei Männer überfielen 2017 ein Spielcasino in Linden. (Symbolbild)
Drei Männer überfielen 2017 ein Spielcasino in Linden. (Symbolbild) © Bernd Thissen/dpa

Im Fall eines Casino-Raubes von 2017 wird das Strafmaß eines dritten Täters verhandelt, der ins Ausland geflohen war. Nun wird das Urteil erwartet.

Linden/Gießen - »Das ist eine Lachnummer«, sagte der Staatsanwalt zum Angeklagten, als es darum ging, dass die drei Täter bei einem Überfall lediglich 600 Euro erbeutet hatten. Teilt man diese dann durch drei, bleiben für jeden bescheidene 200 Euro.

Die Summe hatten drei Männer im Februar 2017 beim Überfall eines Lindener Spielcasinos erbeutet. Zwei der Männer wurden 2019 zu jeweils knapp zehn Jahren verurteilt, der dritte ist nun als Nachzügler vor dem Landgericht Gießen angeklagt. Am Freitag (24. März) hielten Staatsanwalt Alexander Hahn sowie Verteidiger Alexander Hauer ihre Plädoyers vor dem Gericht.

Casino-Raub in Linden: Ohne Geständnis hätte sich der Prozess in die Länge gezogen

Der Staatsanwalt ergriff zuerst das Wort und stellte noch einmal den Sachverhalt dar. Hahn erwähnte im Weiteren die starke Beeinträchtigung der drei Opfer, die an dem Samstag vor sechs Jahren in dem Casino waren, als der Angeklagte es mit zwei anderen Männern überfallen hatte. »Sie leiden heute noch unter den Folgen«, betonte er.

Zugute hielt er dem Angeklagten allerdings, dass dieser sich geständig zeigte und somit eine deutlich längere Beweisaufnahme verhinderte. Die beiden Mittäter, die am Donnerstag geladen waren, hatten nur wenige bis keine Aussagen getroffen. »Ohne ihr Geständnis hätte sich der Prozess sehr in die Länge gezogen«, räumte Hahn daher ein. Auch für die Opfer hätte eine mehrfache Ladung vor Gericht eine Retraumatisierung verstärkt.

Casino-Raub in Linden: Merkmale für schweren Raub erfüllt

Nichtsdestotrotz sind die Merkmale für einen schweren Raub erfüllt. Denn der Angeklagte verwendete eine Waffe - die Machete - und fuchtelte damit vor dem Gesicht des Casino-Mitarbeiters. Bei schwerem Raub werden es nicht »unter fünf Jahren Haft«, erklärte Staatsanwalt Hahn. Im Vergleich zu den beiden Mittätern sei das eine schwere Strafe. »Mein Herz würde gerne, dass man eine minderschwere Strafe macht. Wenn wir uns die Folgen für die Zeugen und Ihre Vorstrafen anschauen, geht das einfach nicht«, stellte Hahn fest. Der Angeklagte ist u. a. wegen Betrugs, Diebstahl, Fahrerflucht und unerlaubtem Besitz von Betäubungsmitteln vorbestraft.

Der Angeklagte habe auf Staatsanwalt Hahn einen »positiven Eindruck« gemacht, er habe sich zu dem Überfall überreden lassen. Hahn legte dem Angeklagten ans Herz, dass er die Zeit in Haft nutzt, um seine abgebrochene Ausbildung als Koch und seinen Schulabschluss nachzuholen.

Casino-Raub in Linden: „Den ganzen Mist noch mal verhandeln“

Seine Flucht beim damaligen Prozess in 2019 war am Freitagmorgen auch noch einmal Thema. »Auf gut Deutsch muss das Gericht jetzt noch einmal den ganzen Mist verhandeln, weil Sie sich bequemt haben abzuhauen«, sagte Hahn. Auch wenn er nach drei Jahren freiwillig nach Deutschland zurückgekommen sei, um sich zu stellen, habe das zu Verzögerungen geführt. Staatsanwalt Hahn schloss sein Plädoyer damit, dass er für eine Haftstrafe von insgesamt sechs Jahren und drei Monaten plädierte.

Anschließend trug Verteidiger Alexander Hauer ähnliche Argumente für und gegen den 34-jährigen Angeklagten vor. Er hob besonders die umfassende Schuldeinsicht sowie sein positives Verhalten in der Untersuchungshaft hervor. Er räumte aber auch die schweren Folgen für die Zeugen sowie die Erfüllung des schweren Raubs ein.

Hauer plädierte schlussendlich für eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Er bat das Gericht, bei der Strafzumessung die Haftstrafen der beiden anderen Täter in das Urteil einzubeziehen. (ful)

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