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Mit Rummenigge in den Mannschaftsbus verdrückt

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Von: Patrick Dehnhardt

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Generalkonsul Shinichi Asazuma (l.) und Uwe Bein (r.) mit DJG-Linden-Vorsitzenden Ulrich Lenz. © Patrick Dehnhardt

Linden (pad). Dass Uwe Bein eine ehrliche Haut ist, wussten Fans von Eintracht Frankfurt schon immer. Kein Blatt vor den Mund nahm der ehemalige Profi-Fußballer und Weltmeister von 1990 beim Japantag der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG) in Linden am Donnerstagabend.

Tolle Fankultur

Bein war nach seiner Karriere in Deutschland nach Japan zu den Urawa Red Diamonds gewechselt. Diese haben ihre Heimspielstätte nur wenige Kilometer entfernt von Lindens Partnerstadt Warabi. Auch viele andere Weltmeister von 1990 gingen damals ins Ausland. »Wenn Lothar, Klinsmann, Brehme nach Italien wechselten und sagten, dass sie das tun, um die Kultur kennenzulernen: Das war bla bla bla«, sagte Bein. »Wir sind nicht ins Ausland gegangen, um die Sprache kennenzulernen, sondern um Geld zu verdienen.«

Bein, der beim WM-Finale einst nur auf der Bank sitzen durfte, war von Weltmeistertrainer Franz Beckenbauer gefragt worden, ob er nicht zu den Diamonds wechseln wolle. Denn Beckenbauer war nicht nur Nationaltrainer, sondern auch Gallionswerbefigur für Mitsubishi gewesen - »und Urawa war der Mitsubishi-Club«.

Gerne wird gesagt, dass er und weitere Spieler damals in Japan Aufbauarbeit geleistet hätten. Bein relativierte dies. Wenn die Diamonds in Trainingslagern gegen die Eintracht, Düsseldorf oder Duisburg spielten, »dann waren das Spiele auf gleichem Niveau«. Die fünf besten japanischen Mannschaften hätten aus seiner Sicht ohne Probleme in der Bundesliga im Mittelfeld mitmischen können.

Die ersten zwei, drei Monate seien hart gewesen, da er sich zuerst zurechtfinden musste. Der Tagesablauf sei zwar genauso wie in der Bundesliga - Training, Essen, Training - gewesen. Bei Ausflügen sei es aber auch schon passiert, »dass ich in die falsche Richtung gefahren bin«. Seine Freizeit habe er vor allen Dingen mit Mitspielern und deren Familien verbracht.

Mit der Arbeit des Trainers war er nicht immer zufrieden. »Ich habe versucht, ihm zu vermitteln, dass anderthalb Stunden forciertes Training mehr bringen als drei Stunden am Stück.« Es sei aber auch vorgekommen, dass er sich zusammen mit Michael Rummenigge mal vom Training vorzeitig weggeschlichen und im Mannschaftsbus verdrückt habe.

Die Fankultur der Diamonds damals habe sehr der heutigen in Frankfurt geähnelt: Sehr treu, fast immer ausverkauftes Stadion und zudem viele Mitreisende zu Auswärtsspielen. Zwei Unterschiede gibt es doch: »Die Zuschauer stellen sich in der Reihe an und warten auf den Fanbus« und »Die wussten nicht, dass es Böller gibt - und das ist gut so.«

Ryuga Fujita vom TV Hüttenberg war an diesem Abend ebenfalls zu Gast. Er berichtete, dass er nach Deutschland und nach Hüttenberg gekommen sei, da er hier Handball auf einem höheren Niveau als in seiner Heimat spielen könne. DJG-Vorsitzender Dr. Ulrich Lenz kommentierte: »Hüttenberg oder Leipzig - hauptsache Handball.«

Der japanische Generalkonsul Shinichi Asazuma war der Festredner anlässlich des Japantages und des 44-jährigen Bestehens der DJG Linden. Er ging auf die zahlreichen wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen ein. Vor über 160 Jahren habe der Austausch begonnen, wobei die Japaner viel Wissen in den Bereichen Medizin, Militär und Recht übernommen hätten. Heute sei neben der wirtschaftlichen Partnerschaft die Kultur ein wichtiger Aspekt. »Musik war eine der Motivationsgründe für mich, deutsch zu lernen«, sagte Asazuma.

Dass viele Deutsche japanische Kampfsportarten wie Judo trainieren und auch Mangas bei den Jugendlichen sehr beliebt sind, freut ihn. Deutschland und Japan seien zuverlässige Partner in einer Welt, »in der viele versuchen, den Status quo mit Gewalt zu verändern. Es ist wichtig, die Werte der Freiheit und Demokratie zu teilen.«

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