Etwas wurde bei Neubaugebiet im Kreis Gießen vergessen: „Unsere Kinder“
Anwohner des Neubaugebiets „Nördlich Breiter Weg“ in Linden beklagen, dass die zahlenmäßig größte Gruppe bei der Planung vergessen worden sei.
Linden - Es ist fast ein neuer Stadtteil, der sich in Linden im Neubaugebiet »Nördlich Breiter Weg« als Verbindung zwischen Leihgestern und Großen-Linden gebildet hat und nun mit Leben gefüllt ist. Knapp 70 Bauplätze sind inzwischen bezogen, zahlreiche Familien mit Kindern leben hier. Bei vielen von ihnen hat sich allerdings auch Ärger über unerfüllte Versprechen der Stadt angesammelt.
»Lange wurde Werbung gemacht, dass man mit dem Baugebiet ›Nördlich Breiter Weg‹ einen Ort in Linden schaffen möchte, um jungen Familien eine Heimat zu geben«, haben Anwohner in einem Brief an die Stadt Linden und den Magistrat formuliert. »Umso erstaunlicher ist es, dass die zahlenmäßig größte Gruppe der Anwohner - nämlich unsere Kinder - bei der Planung völlig vergessen wurde.« Die Anwohner beklagen das Fehlen zugesagter Grün- und Spielflächen und das Ausbleiben einer versprochenen Bushaltestelle. Ihre Anliegen werden, schreiben sie, »konsequent ignoriert«.
Das Schreiben stammt wohlgemerkt von Juli 2021, ist also inzwischen anderthalb Jahre alt. Getan hat sich seitdem - wie schon zuvor - trotz mehrerer Zusagen der Stadt so gut wie nichts. Bereits 2017, also noch vor Baubeginn, hatten Bauherren in dem Gebiet bereits erstmals den Wunsch geäußert, Kinder dort stärker zu berücksichtigen.
Linden (Kreis Gießen): Anwohner empfinden Situation als deprimierend
Die Situation sei äußerst bedauerlich und deprimierend, sagt Anwohnerin Katja Pehlke. Gespräche und E-Mail-Verkehr, beispielsweise mit den Leitern des Bau- und des Ordnungsamts, hätten immer wieder Hoffnung gemacht. Tatsächliche Konsequenzen seien aber ausgeblieben.
Der Redaktion liegt der E-Mail-Verkehr zwischen Anwohnern und der Verwaltung vor. So keimte erst im September vergangenen Jahres wieder einmal Hoffnung bei den Anliegern auf, als es vonseiten des Ordnungsamts hieß, die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) habe der Stadt zugesagt, dass zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 eine zunächst auf ein Jahr angelegte Bedarfshaltestelle »Am Festplatz« eingerichtet wird.

Dazu ist es bislang aber nicht gekommen. Der Erste Stadtrat Harald Liebermann, der interimsweise die Geschicke im Rathaus lenkt, erklärt, es hänge an der VGO. Diese sei für die Aufstellung der Bushaltestelle verantwortlich. Eine Anfrage bei der Pressestelle der VGO blieb gestern zunächst unbeantwortet.
Weil viele Kinder in dem Gebiet weiterführende Schulen besuchen, sei die Haltestelle ein zentrales Anliegen, sagt Pehlke, zumal die Stadt immer wieder die Aussicht darauf unterstützt habe. »Nur leere Worte«, befürchtet sie.
Linden (Kreis Gießen): Anwohner bitten vor allem um Kommunikation
Liebermann versichert, die Anliegen der Anwohner in dem Wohngebiet habe man durchaus auf dem Schirm. Die Stadt setze sich auch dafür ein, einen Spielplatz einzurichten. Tatsächlich hat sich der Magistrat für zwei Parzellen, insgesamt rund 1500 Quadratmeter groß, im Kleingartengebiet zwischen dem Breiten Weg und der Straße Im Niederfeld als Standort ausgesprochen. Liebermann berichtet von schwierigen Gesprächen mit einem Grundstückseigentümer dort, äußert sich allerdings zuversichtlich.
Mitten im Bürgermeisterwahlkampf melden sich die Anwohnern nun wieder zu Wort, der zukünftige Rathauschef wird sich mit ihren Anliegen beschäftigen müssen. Allerdings sind in den vergangenen Monaten eher noch weitere Wünsche hinzugekommen. Die im Oktober 2021 eingeweihte neue Kita »Kinder(T)räume« habe noch immer kein gestaltetes Außengelände, erklärt Pehlke. Dass im vergangenen heißen Sommer draußen nur ein Sonnenschirm für fünf Gruppen zur Verfügung gestanden habe, sei unverständlich. »Ich hoffe sehr, dass die zugesagte Fertigstellung bis Mai 2023 umgesetzt wird.«
Anwohner Sebastian Endlein betont unterdessen vor allem einen Wunsch: »Dass die Stadt mit uns kommuniziert.« (Stefan Schaal)