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Liebeserklärung an den Gleiberg

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Georg Baumhakl © Ruediger Sossdorf

Von Westen wie von Osten, im Spätsommer und im Frühling, heute ebenso wie anno 1905. In Öl oder Pastell. Der Heuchelheimer Maler Georg Baumhakl nähert sich dem Gleiberg mehrdimensional. Aktuell arbeitet er an einem Bilderzyklus, der zur 1250-Jahr-Feier von Krofdorf-Gleiberg präsentiert werden soll.

Auf der Staffelei im Atelier in Heuchelheimer Goldammerweg steht derzeit eine Skizze auf Leinwand. Auf den Tischen nebenan häufen sich Farben, Pinsel. Auf dem Boden an den Wänden lehnen Rahmen. Es ist der Kreativraum von Georg Baumhakl.

Auch wenn der Maler den größten Teil seines Lebens in Heuchelheim verbracht hat, so fühlt er sich bis heute als »Krofdorfer Junge«. Kurze Zeit nach seiner Geburt zog die Familie von Kraftsolms ins Gleiberger Land. Dort ist er aufgewachsen, dort hat er eine fröhliche Kindheit und eine unbeschwerte Jugend verlebt. Und ist dem Gleiberg im Herzen bis heute aufs Engste verbunden. »Auch nach mehr als 50 Jahren in Heuchelheim fühle ich mich als Krofdorfer«, sagt der Maler. Geht er von seinem Atelier nur 15 Minuten zu Fuß hinauf nach Kinzenbach, dann sieht er Gleiberg mit Burg und Dorf beim Blick gen Nordosten in ganzer Pracht vor sich liegen.

Da wundert es nicht, dass er dem alten Gemäuer, das mit Dünsberg und Vetzberg das Gleiberger-Land-Panorama seit Jahrhunderten prägt, einen ganzen Bilderzyklus widmet.

Der Gleiberg in drei Dimensionen gewissermaßen: Baumhakl nähert sich Burg und Berg dabei von allen Seiten, aus den unterschiedlichen Blickwinkeln und Entfernungen. Zum zweiten setzt der Künstler auf unterschiedlichste Techniken: Öl, Acryl, Aquarell oder etwa Pastell.

Die dritte Dimension neben Raum sowie Form und Farbe: die Zeit. Der Bilderzyklus wird ein Zeitfenster von weit mehr als 100 Jahren abdecken. Zum einen kennt Baumhakl, der Mitte Juli 75 wird, den Gleiberg seit mehr als 70 Jahren aus eigener Anschauung. Zum anderen kann er sich auf alte Aufnahmen stützen. Eine unschätzbare Hilfe ist da der reiche Bilderfundus von Erich Leib von den Fotofreunden Krofdorf-Gleiberg.

Neben den unterschiedlichen Perspektiven auch unterschiedliche Jahreszeiten. Hier mit blühenden Obstbäumen nahe der Burgstraße, da mit Schneeresten am Nordhang, dort von Südwesten her gesehen im Spätsommer, wenn die Landwirte die Früchte des Feldes einfahren und die Böden zugleich für die nächste Aussaat vorbereiten.

Heimatmalerei? Gewiss doch! Im besten Sinne. Da kommt in Erinnerung, was Georg Baumhakl vor mehr als 20 Jahren einmal sagte, anlässlich einer Ausstellung alter Dorfansichten in Krofdorf-Gleiberg: Heimat sei ein unmoderner Begriff geworden; Wurzeln würden gekappt. Das stimme ihn schon traurig, sagte der Künstler seinerzeit. Und setzt mit dem aktuellen Projekt einmal mehr ein Zeichen dagegen. Mit dem Gleiberg zu unterschiedlichen Jahreszeiten in unterschiedlichen Epochen - das Bild der seit Jahrhunderten bestehenden Burg als Konstante. Zwar Veränderungen unterworfen, genauso wie die sie umgebende Landschaft und der Wandel der Bebauung im Dorf und am Burgberg. Aber die Ruine ist immer da. Quasi unvergänglich.

Bei Gerhard Schmidt, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gleibergvereins, und dessen Mitstreitern ist der Künstler jedenfalls hochwillkommen. »Wir haben uns schon Gedanken gemacht um eine angemessene Präsentation«, sagte Schmidt dieser Tage auf Anfrage. Eine Sonderausstellung im Kontext der 1250-Jahr-Feier respektive des Gleibergfestes sieht er als gesetzt. »Wir möchte es in einem gebührenden Rahmen wissen«, sagt Schmidt. Und spricht von einem Kleinod, das da im Werden ist. Denn schließlich hat es eine solche Ausstellung noch nicht gegeben.

Einige Details sind freilich noch zu klären: Etwa die Dauer der Ausstellung und die passenden Räumlichkeiten - ob in der Merenberger Stube oder im Rittersaal. Das ist letztlich auch mit Burg-Gastronom Axel Horn und dessen Belegung der Räume abzustimmen. Aber die Ausstellung bekommt Raum ganz oben - auf der Burg im Sommer 2024.

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Der Gleiberg, von Süden, von der Gießener Hardt aus, um das Jahr 1905. © pv

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