Liebe und digitale Stromzähler

Digitale Stromzähler und Liebe - es sind zwei Dinge, die man nicht unbedingt sofort zusammenbringen würde. Natascha Hoefer entwickelt in ihrem neuen Werk »Im Westen - gegen den Strom« um den Widerstand in der Bretagne gegen die neue Technik eine Liebesgeschichte.
Es ist eine Geschichte über Liebe. Eine Geschichte über einen Vize-Bürgermeister, der nicht gerne im Fokus steht. Und über digitale Stromzähler. Autorin Natascha N. Hoefer lässt die Handlung von »Im Westen - gegen den Strom« in der Bretagne spielen. Weil diese Geschichte eigentlich nur dort spielen kann. Und weil es ihre zweite Heimat ist.
Beim Name Hoefer klingelt es vor allen Dingen bei Lesern im Ostkreis: Die Autorin mit Wohnsitz in Schöffengrund ist die Tochter des ehemaligen Schulleiters der Gesamtschule Hungen, Ingolf Hoefer. Mit ihrem Vater teilt sie eine große Leidenschaft für Frankreich - und insbesondere die Bretagne.
»Als ich Kind war, sind wir in jeden Schulferien dorthin gefahren«, erinnert sie sich. Bis 2018 lebten dort zudem die Großeltern. »Es ist die zweite Heimat.« Da lag es nahe, die Geschichte an einem Ort spielen zu lassen, an dem man sich gut auskennt.
Zudem findet man die Charaktere, die man für diese Erzählung braucht, wohl auch nur in der Bretagne. Die Comics über Asterix und Obelix schildern den Geist eines kleinen gallischen Dorfes, das Widerstand leistet. Dieser Geist zum Widerstand ist gerade in der Bretagne stark, der Satz »wir solidarisieren uns«, gehört zur Lebenskultur dazu. »Das ist ein Unterschied zu Deutschland«, sagt Hoefer.
Ausgerechnet in ein kleines bretonisches Dorf flieht die Pariserin Lina, um sich von ihrem Burnout zu kurieren. Dabei haben die Hauptstädtler viele Vorurteile über die Region und ihre Bewohner - und diese auch gegen die Pariser. »Es sind Klischees, aber es gibt die Vorurteile wieder.«
Dort lernt sie Yohann kennen. Dieser ist Vize-Bürgermeister - weil er gerne für seinen Ort anpackt, aber gleichzeitig eine Scheu hat, in erster Reihe zu stehen und vor vielen Menschen zu sprechen. Und genau an dieser Stelle kommt nun ein für einen Liebesroman eher untypisches Requisit ins Spiel: ein digitaler Stromzähler.
Denn die Bewohner des Dorfes lehnen diese Technik ab. Sie fürchten sich vor den durch die Geräte entstehenden elektromagnetischen Feldern. Zudem gibt es den Verdacht, dass diese bereits für Hausbrände gesorgt haben. Mit Dudelsäcken und Traktoren demonstrieren die Bretonen gegen die Zwangseinführung.
Während die Liebesgeschichte frei erfunden ist, ist der Widerstand gegen die digitalen Stromzähler real. Der Staat besitze eine halbstaatliche Stromgesellschaft, deren Tochtergesellschaft damit betraut wurde, alle Stromzähler auszutauschen, berichtet die Autorin. Diese stellte wiederum Sub-Unternehmen ein, die nur je ausgetauschten Zähler bezahlt werden. »Die Monteure rempeln sich notfalls den Weg frei.« Zudem gibt es Zweifel zur Qualität und Abschirmung dieser Geräte, so dass sich sowohl gegen das Geschäftsgebaren des Stromkonzerns selbst als auch die Technik Widerstand regte.
Mit »Im Westen - gegen den Strom« hat Hoefer nun ihren zweiten Roman veröffentlicht. 2018 erschien ihr Buch »Wo-anders - Am Ende der Welt«. Zeitlich spielt es kurz vor der Corona-Pandemie.
Ihr neues Werk wollte sie am 26. November im Büchercafé Eselsohr in Dornholzhausen präsentieren. Aufgrund der Pandemie-Entwicklung wurde dieser Termin abgesagt. Er soll im Frühjahr 2022 nachgeholt werden. Das Buch ist im Spurbuchverlag erschienen und kostet 22 Euro.