Lichtkunst aus Lich

Wenn Lukas Witzmann seiner Passion nachgeht, kann es schon mal bis zu 1500 Grad heiß werden. Der 35-Jährige ist ausgebildeter Kunstglasbläser und fertigt in seiner Werkstatt in Lich Wandleuchten an. Neben Glas verarbeitet er aber auch Holz und macht aus alten Skateboards Smartphone-Zubehör.
Glas sei einfach »ein super interessanter Werkstoff«, schwärmt Lukas Witzmann über das Material, das ihn seit über zehn Jahren fasziniert. Aktuell fertigt er in seiner Werkstatt im Licher Turmgässchen Lichtobjekte an, die weit mehr als einfache Wandleuchten sind. Denn je nachdem wie das Glas gebogen ist, entstehen durch das Spiel von Licht und Schatten an der Wand wahre Kunstwerke.
»Ich habe schon immer gerne Dinge ausprobiert«, erzählt Witzmann beim Werkstattbesuch. 2008 absolvierte der Licher zunächst eine Ausbildung zum Glasapparatebauer in der berühmten Glasstadt Zwiesel im Bayerischen Wald. »Damals war mir noch gar nicht so bewusst, dass ich mal in die Kunstrichtung gehe«, erinnert er sich. »Weil ich gerne perfektionistisch arbeite, kam für mich erstmal nur der Glasapparatebau in Frage.« Dabei muss man akkurat nach Zeichnung arbeiten, wenn man etwa Spiralkühler oder Destillationsapparate baut.
Zurück in Lich hat sich Witzmann in der Garage eine Werkstatt eingerichtet und die ersten eigenen Sachen ausprobiert. »Ich habe gemerkt, dass man viel mehr machen kann und dann ein Jahr später noch einmal in Zwiesel eine Kunstglasbläserausbildung drangehängt.«
Weil aber der Job in einer Firma, die Chemieapparate herstellt, wegen der Akkordarbeit doch nichts für ihn war, hat er dann erstmal eine ganz andere Richtung eingeschlagen und in den vergangenen sechs Jahren als Schulbegleiter gearbeitet.
»Als dann aber durch die Corona-Pandemie die Schulen geschlossen waren, hatte ich wieder mehr Zeit, mich mit meiner Kunst zu befassen«, erzählt Witzmann. Für seine Arbeiten mit Glas benutzt er eine zweite Werkstatt in einem alten Bauwagen im Garten. Wenn er dort die Glasstäbe biegt, steht vor ihm ein Tischbrenner, an dem Sauerstoff und Gas angeschlossen sind. Die Flamme wird bis zu 1500 Grad Celsius heiß, die Stäbe formt er dann frei Hand nach seinem Belieben.
In geduldiger Arbeit entstehen die kunstvollen Lampen. Die gebogenen Glasstäbe baut er in Holzrahmen ein und beleuchtet sie durch eine LED-Leuchttechnik. »Als Handwerker möchte man Dinge erzeugen, entwerfen, planen und umsetzen«, sagt Witzmann. Wichtig ist ihm dabei auch der Upcycling-Gedanke. Ursprünglich hatte er alte Skateboard-Bretter für die Lampen gesammelt. »Dann habe ich aber gemerkt, dass ich aus den Brettern auch coole andere Sachen machen kann: Handyhüllen, Schlüsselanhänger, Pop Sockets und mehr.« Zusammengeleimt und in Scheibchen gesägt ist auch hier jedes Teil ein Unikat. »Ich kann mich mit dem Holz ausleben und aus alten Sachen was Neues machen und mit den Lampen was Besonderes machen - das ist ein super Mittelweg.«
Neben der Kunst möchte Witzmann aber auch noch eine Ausbildung zum Erzieher absolvieren. »Die Arbeit mit Kindern macht mir schon immer Spaß.« Seine Kunstobjekte möchte er weiter vermarkten. Dafür plant er zum Beispiel einen Etsy-Shop.
Gebrauchte Skateboards sucht Witzmann übrigens immer. In der Skate Lounge in Gießen hat er eine Aktion gestartet, bei der Skater ihre alten Decks abgeben und ein neues gewinnen können, aber auch alle anderen nimmt er gerne an - und dann bekommen sie ein kunstvolles zweites Leben.