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Licht aus!

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Von: red Redaktion

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Gießen (pm). Der Nachtschwärmer orientiert sich als nachtaktives Insekt an seiner natürlichen Lichtquelle am Nachthimmel - dem Mond. Doch leider sehen aus der Perspektive eines etwa vier Zentimeter großen Falters die meisten künstlichen Lichtquellen genauso aus: groß, rund und vor allem hell. Das kann nicht nur verwirrend, sondern auch lebensgefährlich sein - zumindest für den Nachtschwärmer und andere nachtaktive Tierarten, die vor Erschöpfung nicht mehr fliegen können oder ihre Orientierung verlieren.

»Die Auswirkungen von künstlichem Licht in der Nacht auf unsere Umwelt sind enorm«, sagte Naturschutz-Dezernent Christian Zuckermann. »Wir Menschen mögen in unseren Häusern schlafen und die Rollläden schließen, vielleicht auch eine Schlafmaske aufsetzen, um in völliger Dunkelheit zur Ruhe zu kommen.« Doch der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus von wildlebenden Tieren werde erheblich gestört.

Zudem sind über 80 Prozent der Schmetterlinge nachtaktiv. Sie spielen eine große Rolle in der Bestäubung von Pflanzen: »Die zurückgehende Biodiversität unserer nachtaktiven Insekten hat somit Einfluss auf die Pflanzenwelt und schließlich auch auf uns Menschen«, so Zuckermann.

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises empfiehlt zugunsten der nächtlichen Biodiversität, die eigene Außenbeleuchtung am Haus und im Garten zu überdenken. Das Anstrahlen von Bäumen und Büschen sollte vermieden sowie die Beleuchtungsdauer durch Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren auf das nötigste Licht reduziert werden. Geeignet dafür sind einergieeffiziente LED-Lampen mit geringer Watt-Zahl und warmweißem Licht unter 3000 Kelvin.

Außerdem freuen sich nachtaktive Insekten - sei es im Garten oder auf dem Balkon - über Pflanzen wie Nachtviole, Nachtkerze, weiße Lichtnelke, Flammenblume, Königskerzen, Seifenkraut oder Borretsch als Nahrungsquelle.

Auch die Kreisverwaltung will einen Beitrag zum Schutz nachtaktiver Tiere leisten. Auf dem Gelände in Gießen wird am Samstag um 20.30 Uhr das Licht ausgehen. »Der Landkreis Gießen beteiligt sich damit erstmals an der Earth Hour, einer weltweiten Aktion des WWF, und schaltet die Außenbeleuchtung am Riversplatz für eine Stunde ab«, sagte Christopher Lipp, Erster Kreisbeigeordneter und Dezernent für die kreiseigenen Liegenschaften. Der Landkreis wolle damit ein Zeichen für den Klima- und Artenschutz setzen und die Menschen im Kreis motivieren, sich an der Aktion zu beteiligen.

Interessierte können sich für die Earth Hour 2022 unter www.wwf.de/earth-hour anmelden.

Fragen zum Schutz nachtaktiver Tiere beantwortet die Untere Naturschutzbehörde per E-Mail an naturschutz@ lkgi.de.

Weitere Informationen zum Thema unter www. biosphaerenreservat-rhoen.de.

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