Zehn Jahre Hauskonzerte

Lich (jou). Hauskonzerte veranstaltet die emeritierte Förderpädagogik-Professorin Christiane Hofmann Bereits seit 10 Jahren in der Mengesstraße. Bei der Begrüßung am Sonntagnachmittag war ihr Erleichterung darüber anzumerken, dass das coronabedingt zweimal verschobene Jubiläumskonzert nun im Rahmen der Kulturtage endlich nachgeholt werden konnte.
Hofmanns Hausanbau eignet sich hervorragend für Kammerkonzerte: Die Akustik ist klar, zudem können die Besucher die Musiker aus nächster Nähe erleben. Die Konzerte geben immer neuen Formationen ein Podium - mal sind es zwei Flötisten, dann ein Klavier- oder Liedduo.
Gewichtiges Werk
Zum Jubiläumskonzert war der Cellist Jan Ickert in Begleitung der Pianistin Tomoko Ichinose zu Gast. Ickert ist seit 2017 Professor für Cello an der Frankfurter Musikhochschule, Ichinose hat dort einen Lehrauftrag. Das Duo widmete sich eingangs den »Sieben Variationen« Es-Dur über das Thema »Bei Männern, welche Liebe fühlen« von Ludwig van Beethoven. Dem an sich schlichten Thema aus Mozarts »Zauberflöte« verleiht Beethoven darin raffiniertes Gewand. Ichinose führte ihren Duopartner am Flügel souverän und ordnete sich dort, wo angebracht, dezent unter. Die Interpretation geriet ausdrucksvoll, ohne sich aufzudrängen. Dank feinem poetischem Instinkt fesselten am meisten nachdenklich-ruhige Variationen.
Sangbar und gefühlvoll spielte Ickert die Melodie in Robert Schumanns Adagio As-Dur op. 70, perfekt unterstützt von Ichinose. Die gedankliche Tiefe der Darbietung berührte unmittelbar - bis zum sanften Ausklang. Das anschließende Allegro verband Lebhaftigkeit mit weitem musikalischem Fluss. Spannend stellte das Duo fließend-melodische und hitzig akzentuierte Passagen in Kontrast, riss beim fulminanten Schluss vollends mit.
Hierzulande weniger geläufig sind die »Trois pièces« (1914) der französischen Komponistin Nadia Boulanger. Die kurzen Charakterstücke hatten es in sich. In der ersten Nummer erzeugte die Pianistin durch den Klangteppich auf dem Klavier eine schwebende Sphäre, darauf entfaltete sich die geheimnisvolle Cellomelodie. Beim zweiten und dritten Stück steigerte sich die Tonstärke; letzteres mit der Vortragsanweisung »Vite et nerveusement rhythmé« gipfelte in grotesken Zügen.
Das gewichtigste Werk hob sich das Duo für den Schluss auf: Sergei Prokofjews Sonate C-Dur op. 119. In der Doppelbödigkeit dieser Sonate spiegelte sich wider, wie schwer sich Prokofjew damit tat, den Erwartungen sowjetischer Kulturfunktionäre gerecht zu werden. So offenbarte sich in bizarren Momenten Widerstand gegen die einengende politische Ideologie.
Im Verlauf der drei Sätze wurde die harmonische Stimmung immer wieder durch geballte Wut verströmende Passagen konterkariert. Diesem aufrührerischen Charakter spürten beide Musiker voller Fantasie nach.
Die Konzertbesucher honorierten die ausgefeilten Darbietungen mit starkem Beifall. Sie wurden schließlich mit einer walzerbeschwingten Zugabe von Dmitri Schostakowitsch belohnt.