Ärztin erklärt: Was man nach einem Insektenstich tun sollte – und was lieber nicht

Jeden Sommer rücken sie uns aufs Neue zu Leibe: Insekten, die stechen. Was man nach einem Stich nicht tun sollte und wie man sich schützt, erklärt eine Ärztin.
Lich – Für unser Ökosystem, die Landwirtschaft und die Vielfalt der Arten sind Insekten von unermesslicher Bedeutung. Beim Frühstück auf der Terrasse, dem Schwimmbadbesuch und dem Eisgenuss an der frischen Luft aber werden Wespen und Co. zu Nervensägen und führen bei vielen Menschen zu kleinen Panikattacken. Ganz zu schweigen von lästigen Mücken mit den juckenden Stichen und den heimtückischen Zecken.
Insekten können allergische Reaktionen auslösen und teils auch lebensbedrohliche Krankheiten übertragen. »Meistens aber sind die Stiche ungefährlich«, sagt Dr. Daniela Heß, die in der Zentralen Notaufnahme der Asklepios-Klinik Lich als Ärztliche Leiterin tätig ist.
Wenn es nach dem Insektenstich juckt: Besser nicht kratzen
Das Jucken erklärt sich mit der Ausschüttung des Botenstoffs Histamin. Dieser Abwehrmechanismus wird aktiviert, wenn eine Stechmücke ihren Rüssel in die Haut pickst und dadurch über den Mückenspeichel Proteine in den menschlichen Organismus gelangen, die die Blutgerinnung verhindern.
Problematisch wird es, wenn man bei Juckreiz anfängt zu kratzen, dadurch können Bakterien in den Körper gelangen, die eine Infektion auslösen können. »Bei Juckreiz sollte man die Einstichstelle kühlen, dies führt zu einer Verringerung der Schwellung und dämmt den Juckreiz«, erläutert Heß. Eine gute Möglichkeit ist das Nutzen eines Kühlkissens, das in ein trockenes Handtuch gewickelt ist, denn feuchte Kühlung sollte man vermeiden. Dies weicht die Haut auf und begünstigt das Eintreten von Erregern.
In der Apotheke frei verkäufliche Cremes oder Gele mit sogenannten Antihistaminika können außerdem den Juckreiz lindern und auch kühlen. Schwach dosierte Kortisonpräparate wirken intensiver und dämmen zusätzlich mögliche Entzündungen ein. Klingt die Schwellung ebenso wie das Jucken ab, ist auch die Gefahr gebannt. Ist das nicht der Fall, kann eine allergische Reaktion vorliegen. Bei Mücken ist das aber eher selten. »Ein wesentlich höheres allergenes Potenzial haben Wespenstiche, seltener die von Bienen und Hornissen, noch seltener Hummeln«. sagt Heß.
Allergische Reaktion auf Insektenstich – Was man dagegen tun kann
Bei einer allergischen Reaktion auf diese Insektengifte, kann es zu Kreislaufproblemen, Schwindel, Übelkeit und auch Atemwegssymptomen kommen. Bei Nicht-Allergikern ist Vorsicht geboten, wenn viele Wespen, Bienen oder Hornissen gleichzeitig stechen. Und auch bei Stichen an und in Mund und Augen sollte man einen Arzt aufsuchen oder bei Atemwegssymptomen den Rettungsdienst zu rufen, da gerade im Mund der Stich zu Schwellungen und damit zu Atemnot führen kann. Grundsätzlich aber gilt auch bei Attacken von Wespen, Hornissen und Co, erst einmal ruhig und besonnen zu bleiben, die Einstichstelle zu kühlen.
Anzeichen für eine Infektion können bei Nicht-Allergikern die starke Zunahme von Rötung, Schwellung und Überwärmung oder die Bildung von Eiter sein. Auf eine Allergie deuten Reaktionen an Stellen hin, an denen das Insekt gar nicht zugestochen hat, also Quaddeln und Rötungen am ganzen Körper, Kribbeln auf der Zunge und unter den Fußsohlen sowie allgemeines Unwohlsein.
Bei bekannten Allergien ist unbedingt ein Notfallset mit Kortisonpräparaten und Antihistaminikum in flüssiger Form zu empfehlen. Bei Beschwerden wie Zungenschwellung und Luftnot sollte unbedingt der Notruf verständigt werden.
Geruchslos unter dem Radar von Mücke und Co. – Wie man Insektenstiche effektiv vermeidet
»Es gibt jedoch auch allgemeine Verhaltensregeln, die jeder von uns befolgen kann«, sagt Heß. Das heißt: Vor allem tagsüber kein Parfüm tragen und möglichst einen Sonnenschutz ohne Duftstoffe wählen, sich nie in der Nähe von Insektennestern aufhalten, kein Obst und keine süßen Speisen draußen essen, nicht barfuß über eine Wiese gehen und am besten aus verschlossenen Gefäßen und mit einem Strohhalm trinken. Gut ist auch, wenn diese durchsichtig sind. Kurzum: Augen aufhalten! (red/pm)
Während Mücken und ähnliche Insekten für Menschen oft eher lästig sind, stellen sie für viele Tiere eine wichtige Nahrungsquelle dar. Um deren Fortbestand zu sichern, läuft im Vogelsbergkreis derzeit das Projekt „Mücke blüht auf“ – das in Zukunft weiter wachsen soll.