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Vorrang für nachhaltige Bauweise

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Von: Rose-Rita Schäfer

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Lich (rrs). Im Licher Ausschuss für Bauen, Umwelt und Stadtentwicklung gab Nico Herzberger, Leiter Straßenbeleuchtung bei der Ovag, Informationen zum Thema Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung. Bürgermeister Dr. Julien Neubert schilderte den Status quo. »Energiesparen hat derzeit auch in den Kommunen oberste Priorität. In der Bürgermeisterversammlung letztes Jahr wurde eine Nachtabschaltung ins Auge gefasst, wobei allerdings neuralgische Verkehrspunkte aus Sicherheitsaspekten ausgespart werden müssen«, sagte er.

Jede Leuchte benötige infolgedessen quasi ein eigenes Schaltprogramm.

Laut Ovag, dem Stromversorger etlicher Kreiskommunen, ist dieser Umbau kurzfristig weder technisch noch von der Beschaffung der Steuerelemente her machbar. Die Kommunen haben daher notgedrungen beschlossen, ab 1. November ab 20 Uhr die Lichtintensität abzusenken. »Zusammen mit der Umstellung auf LED haben wir so 70 bis 75 Prozent Strom einsparen können«, so der Rathauschef.

Auf LED umgerüstet

Herzberger erläuterte unter anderem, dass die Ovag bereits zwischen 2012 und 2014 rund 52 000 Leuchten im Versorgungsgebiet auf LED umgerüstet sowie mit staubdichten und Insekten sicheren Gehäusen ausgestattet hat. In Lich seien heute alle der 1520 Leuchten bis auf eine umgerüstet.

Die abendliche Lichtabsenkung sei bei LED-Ausstattung optisch kaum wahrnehmbar. »Eine Nachtabschaltung bringt nicht wirklich entscheidend mehr an Energieeinsparung«, zeigte Herzberger. Würde man zwischen Mitternacht und 5 Uhr ganz abschalten, würden 25 000 Euro an Strom eingespart, dem stünden Kosten von rund 11 200 Euro für die Umrüstung gegenüber. Problematische Stellen wie Straßenkreuzungen oder Fußgängerüberwege, aber auch Verkehrszeichen müssten weiter beleuchtet werden, und für die Bereitschaftsdienste wie Feuerwehr oder Krankenwagen wäre die Suche im Dunkeln schwierig. Beschlüsse zum Thema Abschaltung wurden keine gefasst.

In einem Antrag von BfL, Grünen und der FDP ging es um energetische Sanierungsvorhaben der Stadt, es soll bei städtischen Gebäuden der Energiestandard KfW 55 oder besser vorgeschrieben werden, soweit es die Gebäudestruktur zulasse. Bei Neubauten sollte möglichst der Standard KfW 40 erreicht werden. Eine nachhaltige Bauweise, etwa aus Holz, sollte Vorrang haben, und bei größeren Bauvorhaben sollte eine Lebenszyklusbetrachtung erfolgen. Bei allen Bauvorhaben sollte zwingend der Licher Klimamanager mit eingebunden werden.

Bürgermeister Neubert sprach sich für feste Standards aus und fand die Zielrichtung des Antrags »vernünftig«. Klimamanager Peter Kupitz merkte an, »gerade bei Sanierungen muss jedes Gebäude individuell betrachtet werden«. Solaranlagen seien fast überall möglich, aber die Gebäudedämmung könne zum Problem werden. »Gerade bei denkmalgeschützten Häusern ist eine hochwertige Dämmung kaum machbar.«

Johannes Bork (SPD) hatte ebenfalls Bedenken bei historischen Gebäuden, die ja auch aufgrund ihrer Außenfassade schützenswürdig seien, und forderte für diesen Fall eine »Öffnungsklausel«. Ins gleiche Horn blies Markus Pompalla (CDU): »Wir legen den Leuten immer mehr Steine in den Weg, da werden viele erst gar keinen Antrag einreichen, sondern, weil billiger, das Haus gleich abreißen.« Mit dem Zusatz, »Sanierung nur wenn möglich mit maximalem Standard«, wurde der Antrag angenommen.

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