Viel Spaß an Sprache und Musik

Lich (rrs). Gedichte, auch wenn sie von so berühmten Leuten stammen wie Goethe, Fontane, Heine oder dem modernen Peter Maiwald, sind langweilig und angestaubt. Gerade jüngere Kinder können damit wenig bis gar nichts anfangen, so die landläufige Meinung. Das Gegenteil bewies Oliver Steller in seinem »Kinderprogramm Nummer 5« am Sonntag im Kino Traumstern.
Zusammen mit seiner silbernen Gitarre »Frieda« zog er mit allen Arten von Gedichten, angefangen vom einfachen Zählreim über Zungenbrecher bis hin zu klassische Balladen Kinder und begleitende Eltern oder Großeltern mit viel Wortwitz und ergänzt durch kleine Zaubertricks in seinen Bann.
Besonders die Kinder erwiesen sich als erstaunlich textsicher, sie sprachen, sangen und klatschten die Texte begeistert mit, riefen lauthals Kommentare in den Saal und waren in ihrem Mittun kaum zu bremsen. Für die Kids erweckte Steller die Gedichte zum Leben - so muss gute Unterhaltung für die Kleinen aussehen.
Literatur besteht aus Worten, wie es in Stellers rockigem Eingangssong »Nichts als Worte« so schön heißt. Ja Worte haben eine gewaltige Kraft, »sie machen dich traurig, sie lassen dich lachen« - und die Kinder ließen sich sofort bereitwillig mitreißen, sangen losgelöst mit und lachten.
Wahre Begeisterungsstürme löste das Gedicht »Loch im Gedächtnis« mit »Wie heißt der Mist, der zwischen meinen Ohren ist« bei Klein und Groß aus. Es wurde zig Mal getrennt nach Mädchen, Jungen, Erwachsenen und alle zusammen, mal ganz laut, mal ganz leise, nachgesprochen.
Bis der Saal vollends bebt
Weiter ging es mit einem »Schüchternen Liebeslied«, das eine frühe Liebelei zwischen Kindern thematisiert. »Ob ich ihr sag, dass ich sie mag«, gefolgt von dem mit tiefer, dunkel-unheimlicher Stimme vorgetragenen und mit viel Gelächter quittierten Song »Monsterliebe«, wo es hieß »Ich finde dich zum Kotzen toll« - die Kids fanden’s gigantisch.
Gefragt nach Zungenbrechern, rezitierten die Kleinen »Fischers Fritze« und »Blaukraut bleibt Blaukraut«, was aber Steller mit seinen verflixt komplizierten Reimen zum Kindergeburtstag toppte. Auf die euphorisch-fordernden Zurufe hin musste er insgesamt viermal, immer schneller, schneller und noch viel schneller die verzwickten Verse zum Besten geben, bis der Saal vollends bebte. Ruhiger wurde es, als Steller versteckt auf einem Blatt einen Vogel zeichnete, der flugs davonflog, sodass er zum Schluss nur ein leeres Papier mit Autogramm vorzeigen konnte.
Zeit, erneut die Stimmung mit der »Spinne Martha«, seinem großen Hit nach dem Text von Peter Maiwald, anzuheizen. »Wo ist meine Spinne, wer hat sie geseh’n? Sie hat sechs lange Beine, sie ist so wunderschön«, schreit Paul, weil seine Schwester seine Spinne Martha aus ihrer Schachtel befreit hat. Verzweifelt sucht er sie überall, sogar auf dem Klo. Der ganze Saal sang lauthals mit, es gab kein Halten mehr und alle klatschten begeistert im Takt.
Weiter ging es mit dem rockigen »Ich bin ich und du bist du. Wenn ich rede, hörst du zu. Wenn du sprichst, dann bin ich still, weil ich dich verstehen will«, bevor das freche Gedicht »Trotzdem«, wo das brave Kind Mutters morgendliche Aufforderung »Aufstehen, höchste Zeit« mit »Die spinnt!« quittiert, das Stimmungsbarometer weiter in die Höhe trieb.
Um eine Zugabe kam Steller nicht herum. Die Kinder hatten einen Wunsch frei und wählten den Song »Mein ungezogener Opa« nach dem Text von Mathias Jeschke, in dem Opa mit den Ohren wackelt, pupst oder in der Nase popelt und Oma so ziemlich wütend macht. Als Strafe darf er nicht in den Zoo oder muss früh ins Bett. Damit gingen 60 Minuten mit viel Spaß an Sprache und Musik endgültig zu Ende.