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»Trübe Wolken« über dem Erwachsenwerden

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Von: Barbara Czernek

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Filmszene mit Devid Striesow (l.) und Jonas Holdenrieder. © Red

Lich (bac). »Trübe Wolken«, der Film von Christian Schäfer, kommt am 24. Februar in die Kinos - und ist dann auch im »Traumstern« zu sehen. Am kommenden Sonntag um 12 Uhr präsentiert Schäfer sein Werk dort gemeinsam mit Hauptdarsteller Jonas Holdenrieder in einer Matineevorstellung. Der Film hat bereits viel Beachtung im Kreis der Kritiker erfahren und wurde beim Max Ophüls-Filmfestival 2021 vorgestellt.

Diese Zeitung hat mit dem Newcomer der Filmbranche gesprochen.

Herr Schäfer, Sie leben mittlerweile in Köln. Sie haben den Film vor allem in Ihrer alten Heimat in Sinn gedreht. Warum haben Sie gerade diese Gegend ausgewählt? Und: Wie fühlte es sich an, dort zu drehen, wo sie aufgewachsen sind?

Christian Schäfer: Der Film wurde unter anderem von »HessenFilm« mitfinanziert, sodass es nur folgerichtig war, dass ein Teil auch in Hessen gedreht werden würde. Das ist aber nur der eine Teil. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden und ich fand, dass die Geschichte sehr gut in die Orte und die Gegend passte, in der ich selbst aufgewachsen bin. Das ist noch nicht so lange her. Das passte. Ich mag meine Schule und deren Architektur und fand, dass dies sehr gut die etwas düstere Grundstimmung des Films widerspiegelte. Und: Der gezeigte Klassenraum war auch tatsächlich der Saal, in dem ich mein Fachabitur geschrieben habe.

Wie wurden die Pläne, diese Locations im Lahn-Dill-Kreis zu nutzen, von den örtlichen Behörden begleitet und aufgenommen?

Wir haben wirklich sehr viel Unterstützung vom Landkreis, den Behörden und allen Beteiligten bekommen. Dafür sind wir sehr dankbar. Und wir haben bisher nur positive Resonanzen erhalten. Das höre ich zumindest von meinen Eltern, die dort noch wohnen.

Die Innendekoration sieht aus wie in Filmen der 1970er Jahre und weniger wie ein Film aus der heutigen Zeit. Was steckt dahinter?

Wir wollten Geschichte erzählen, die etwas aus der Zeit gefallen ist: D aher auch die düsterer Farbgebung, die auf etwas Dunkles und Geheimnisvolles hindeutet. Diese Locations fanden wir in Herborn und Umgebung, außerdem sind diese Orte noch nicht so »abgefilmt«. Das alles passte gut zusammen. Daher haben wir akribisch auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden nach den Ausstellungselementen gesucht und sie dann sehr konsequent eingebaut. Das hat allen, auch den Darstellern, viel Spaß gemacht.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Drehbuchautor Glenn Büsing?

Wir arbeiten seit acht Jahren zusammen und sehen uns als Filmemacher-Duo. Wir entwickeln gemeinsam Ideen und Projekte; manche werden realisiert, andere verworfen. Aktuell haben wir schon wieder eine Menge an neuen Ideen. Mehr wird dazu aber nicht verraten. Filmemachen funktioniert nur, wenn man dafür lebt. Aus diesen gemeinsamen Ideen ist der Film als Einheit entstanden, den ich gerne als »Ensemble-Film« bezeichne. Er funktioniert deswegen so gut, weil jedes einzelne Zahnrad mit den anderen sich dreht, weil jeder der Schauspieler sich in die Gruppe eingefügt. Der bekannte Schauspieler Devid Striesow hat sich ebenso in das Team eingefügt wie die Newcomerin Valerie Stoll. Es war eine wirklich gute Zusammenarbeit.

Der Film ist ungewöhnlich. Er wird von der Kritik sehr gelobt, für den »normalen Zuschauer« wirkt er oft etwas sperrig. Er gehört nicht zu den Filmen des Mainstreams. Wie sehen Sie das?

Der Film polarisiert und spaltet auch. Das war uns von Anfang an klar. Für meinen ersten Spielfilm hätte ich es mir leichter machen können, doch das wollte ich nicht. Ich will zwar nicht das Rad neu erfinden, aber etwas Experimentieren ist gewollt. So ist die Figur des Paul keine echte Identifikationsfigur, eher eine Art Antiheld, die nach Identität und Anerkennung sucht. Dafür haben wir auf unserer Festivaltour viel Lob erhalten. Nun bin ich gespannt, wie der Film beim allgemeinen Publikum ankommt.

»Trübe Wolken« läuft von Donnerstag bis Samstag (24. bis 26. Februar) jeweils um 20.30 Uhr sowie von Montag bis Mittwoch (28. Februar bis 2. März) täglich um 16.30 Uhr im Kino »Traumstern«. Am Sonntag, 27. Februar, stellt Regisseur Christian Schäfer den Film gemeinsam mit Darsteller Jonas Holdenrieder in einer Matinee um 12 Uhr vor.

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