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Streit um Klinik-Bushaltestelle in Lich: Ist eine Verlegung in eine Anliegerstraße wirklich unzumutbar?

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Von: Ursula Sommerlad

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Der Wendehammer vor der Asklepios-Klinik ist für private Pkw gesperrt, außerdem gilt dort ein absolutes Halteverbot. Dennoch herrscht hier ziemlich viel Verkehr. Für die Buslinie FB 52 ein echtes Problem. © Ursula Sommerlad

Im Verhältnis zwischen den Anwohnern am Höhler und der wachsenden Asklepios-Klinik in Lich kommt es immer wieder zu Konflikten. Aktuell geht es um die Buslinie zum Krankenhaus.

Die Zweige einer großen Kiefer wiegen sacht im Wind, aus dem Vorgarten schräg gegenüber springt ein rotes Eichhörnchen quer über die Straße. Man muss sich um das possierliche Tier nicht sorgen. An diesem Nachmittag ist nicht viel los in der Goethestraße. Die Anliegerstraße ganz oben am Höhler, mit großzügigen Villen und gepflegten Bungalows, direkt am Waldrand und mit freiem Blick übers Land, gehört zu den besten Lagen in Lich. Doch die Anwohner sorgen sich um ihre Wohnqualität. Seit bekannt wurde, dass die Buslinie FB 52 an ihren Häusern vorbeigeführt werden soll, herrscht Unruhe. Über 100 Unterstützer aus Goethe-, Schiller- und Höhlerstraße haben sich in einer Petition gegen eine Verlegung der Buslinie ausgesprochen. Die Straße werde bereits jetzt vermehrt als Weg zum Krankenhaus genutzt. »Zu den Schichtwechselzeiten herrscht dichter Verkehr mit teilweise überhöhten Geschwindigkeiten«, heißt es in der Petition. Das Ein- und Ausparken zu den Grundstücken der Anwohner sei in diesen Phasen besonders kritisch. Zusätzlicher Busverkehr würde den Verkehr weiter behindern und spielende Kinder gefährden. Diese und weitere Bedenken haben die Anwohner am Mittwochabend in der Sitzung des Licher Verkehrsausschusses geäußert.

Tags darauf, pünktlich zum Schichtwechsel zum 14 Uhr, ist bei einem Besuch vor Ort von solchen Belastungen rein gar nichts zu spüren. Um 14.01 bahnen sich ein BMW und zwei Volkswagen, aus Richtung Krankenhaus kommend, ihren Weg durch die Goethestraße. In den nächsten 25 Minuten werden von dort drei weitere Pkw folgen. Hinzu kommt aus Richtung Höhlerstraße der Wagen eines Paketdienstes, der vor einem der Bungalows stoppt.

Fast alle nehmen den regulären Weg

Ein Ortstermin am Freitag um 6 Uhr, nach Angaben der Anwohner ebenfalls eine problematische Stoßzeit, ergibt kein wesentlich anderes Bild. Ergebnis der Zählung: Bis 6.30 Uhr fahren aus der oberen Goethestraße drei Autos auf den Parkplatz des Krankenhauses. Von der Klinik kommend biegen vier in die Goethestraße ein. Durch die Schillerstraße fahren im selben Zeitraum fünf Fahrzeuge. Alle anderen nehmen an diesem Morgen den vorgeschriebenen Weg von unten her. Gewiss, es handelt sich um eine Momentaufnahme. Möglicherweise ist an anderen Tagen mehr los. Aber in dieser Woche wäre ein Bus weder am Donnerstagnachmittag noch am Freitagmorgen in der Goethestraße steckengeblieben. Die Planer des VGO halten die Streckenführung für praktikabel.

Deutlich weniger ruhig als in den Anliegerstraßen geht es in der Einfahrt zur Klinik zu. Dort soll am Donnerstag um 14.31 Uhr der Bus FB 52 in Richtung Butzbach abfahren. Das Fahrzeug ist überpünktlich in den Wendehammer eingebogen. Doch es kriegt die Kurve nicht.

Vor dem Eingang zum Krankenhaus stoppen zu diesem Zeitpunkt drei Pkw. Deren Fahrer haben sämtliche Hinweise auf das absolute Halteverbot großzügig ignoriert. Zwei können dem Bus noch kurzfristig Platz machen. Im dritten Auto verstaut ein älterer Herr gerade umständlich einen Rollator auf der Rückbank. Bis der Bus die Haltestelle erreichen und das Kliniksgelände verlassen kann, hat er zwei Minuten Verspätung. Er ist übrigens leer angekommen und ohne Fahrgäste wieder abgefahren. Kurz darauf nähert sich eine Frau mittleren Alters der Haltestelle. Sie späht neugierig auf den Fahrplan und fragt dann um Rat. »Wie ist es denn hier mit dem ÖPNV? Wir kommen aus Marburg. Meine Eltern fahren kein Auto mehr. Aber Zug oder Bus, das geht.«

Der Konflikt: Deshalb hat die VGO den Vertrag für die Haltestelle gekündigt

Weil der Bus FB 52 vor der Asklepios-Klinik regelmäßig blockiert wird, kommt es auf der Strecke Lich-Butzbach immer wieder zu Verspätungen und verpassten Anschlüssen. Deshalb hat die Verkehrsgesellschaft Oberhessen den Vertrag für die Haltestelle am Krankenhaus gekündigt. Auf Bitten der Stadt wurde eine alternative Linienführung ausgearbeitet. Der Bus würde nicht mehr im Wendehammer vor der Klinik halten, sondern in Höhe des Parkdecks und dann über die obere Goethestraße und die Höhlerstraße zurück in Richtung Innenstadt fahren. Vorteil aus Sicht der VGO: Über eine zweite Haltestelle in der Höhlerstraße könnte das gesamte Wohngebiet an den ÖPNV angeschlossen werden. Die Rede ist von maximal zwölf Fahrten wochentags zwischen 6.30 und 16.30 Uhr und sechs Fahrten samstags. Die Anwohner lehnen diese Regelung ab.

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