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Musikalischer Abschied

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Von: Ursula Sommerlad

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Stefan Groh, Georg Wolf und Monica Hönle (v. l.) im Gemeindehaus Am Wall. © Ursula Sommerlad

Lich (us). Stücke von Bach, Schubert oder Astor Piazzolla, Jazzstandards, Musik aus Anatolien, eine Rockballade und zum Schluss ein französisches Chanson: Das Konzertprogramm, das am Samstag in Lich gespielt wurde, hatte viele Facetten. Genau wie der Mann, dem es gewidmet war. Das Forum für Völkerverständigung hatte zu einer Gedenkveranstaltung für Detmar Hönle ins Gemeindehaus Am Wall eingeladen.

Der frühere Vereinsvorsitzende war am 18. Oktober 2020 im Alter von 84 Jahren gestorben.

Besonderes Adieu

Seine Urne war nach einer Trauerfeier im kleinen Kreis in Gießen im Familiengrab in Frankreich beigesetzt worden. Der große Freundeskreis in Deutschland hatte keine Gelegenheit gehabt, sich von dem langjährigen Weggefährten zu verabschieden. »Es fehlte etwas«, resümierte Ehefrau Francoise Hönle. Nun wurde das Adieu auf ganz besondere Weise nachgeholt.

Detmar Hönle war Romanist, Lehrbuch-Autor, Französischlehrer, zudem ein politisch und sozial engagierter Mensch. Für das Forum für Völkerverständigung hat er zahlreiche Veranstaltungen sowie den Internationalen Garten mitorganisiert und mitgestaltet. Für seinen Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in Afrika erhielt er als 2. Vorsitzender des Vereins Intact das Bundesverdienstkreuz. Aber Detmar Hönle war auch Musiker. Er spielte Querflöte auf professionellem Niveau, wie diejenigen bestätigen, die gemeinsam mit ihm musiziert haben.

Einige von ihnen hatten sich nun für das Gedenkkonzert zusammengefunden: Tochter Monica Hönle (Gitarre und Klavier), die Pianisten Georg Klemp und Roland Knoke, der Posaunist Stefan Groh, die Sängerin Julia Dreyer. Außerdem Ali Arslan, der Baglama spielt und Hönle vor mehr als 30 Jahren mit türkischer Musik bekannt gemacht hat, und die Musiker des Jazzworkshops der Musikschule Lich unter Leitung von Georg Wolf. In ihrer Musik und ihren begleitenden Worten wurde die Erinnerung an einen Menschen wach, der neugierig war und offen, anspruchsvoll und ernsthaft, der seine Standpunkte lebhaft vertrat, sich gerne auseinandersetzte, aber auch gut loben konnte.

Mehrere Begleiter berichteten mit einigem Amusement, dass Hönle sich bevorzugt besonders schwierige Stücke aussuchte und dann so lange probte, bis er sie meisterte. Als junger Mann hatte er einige Stunden beim Schweizer Flötenvirtuosen Aurèle Nicolet genommen, eine Begegnung, die ihn nachhaltig beeindruckte. Als er dem Meister in seinem letzten Lebensjahrzehnt noch einmal begegnete, gab das den Ansporn, das eigene Flötenspiel weiter zu perfektionieren. Zudem wandte sich Hönle noch nach seinem 70. Geburtstag einem neuen Stil zu. Vor etwa zehn Jahren erschien er im Licher Jazzworkshop, verkündete, dass er eigentlich von der Klassik her komme, aber nun das Bedürfnis verspüre, etwas mit Jazz zu machen. Seitdem gehörte er dazu. »Er war mit Abstand unser virtuosester Spieler«, berichtete Georg Wolf. »Er fehlt uns sehr.«

Der Abend endete mit einem Chanson, gespielt und gesungen von Monica Hönle: L’amitié. Zu Deutsch: die Freundschaft.

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