1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen
  3. Lich

Mix aus Poesie und Ironie

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Sascha Jouini

Kommentare

ik_Bitter_240522_4c_1
Das Trio Bittersüß mit (v. l.) Vitalina Pucci, Theresa Heinz und Polina Blüthgen. FOTO: JOU © Sascha Jouini

Lich (jou). Musikalisch beschritten der Sänger und Songwriter Sven Görtz und das Trio Bittersüß bei einem Doppelkonzert im Kino Traumstern sehr unterschiedliche Wege. Inhaltlich gab es jedoch Berührungspunkte, da es stets um Liebe ging.

Zunächst präsentierte Görtz Lieder seines aktuellen Albums »Alle Wege zu dir«. Da spiegelten sich Erfahrungen eines reifen Mannes wider. Der poetische Titelsong erzählte von der Suche nach Geborgenheit und einem tieferen Sinn im Leben. Doch gibt es zuweilen Hürden, die der Zweisamkeit im Weg stehen, wenn der Partner in seiner eigenen Sphäre lebt. So heißt es in »Du gehst selbst wenn du bleibst«: »Du gehst in deine Welt hinaus. Ein Teil von dir, der wandert weit und der andere Teil, der bleibt in jedem Haus«.

Mit seiner ausdrucksvollen Baritonstimme ließ Görtz Songs wie »Tiefdunkle Augen« zu einem intensiven Erlebnis werden. Souverän begleitete er sich auf der Gitarre und sorgte auf der Mundharmonika gelegentlich für reizvolle Farbtupfer. Mal beleuchtete Görtz die Vergänglichkeit des Daseins, dann erzählte er von einem zerstrittenen Paar.

Während Görtz nachdenklich-ernste Töne anschlug, bot das Musikcomedy-Trio Bittersüß eine vorwiegend unterhaltsam-leichte Kurzfassung der »Evolution der Liebe«. Mal parodierten Sängerin Theresa Heinz, Pianistin Vitalina Pucci und Flötistin Polina Blüthgen die »Habanera« aus Bizets Oper »Carmen« und wechselten unvermittelt in derben Rapgesang, dann zeigten sie humorvoll die Vorzüge alter Männer auf. Trist wurde es im Song »Ich hab’ geweint heut‹ Nacht«, in dem Sängerin Heinz den Weltschmerz glaubhaft herüberbrachte.

Herbert Grönemeyers Dauerbrenner »Männer« textete das Trio kurzerhand auf Frauen um und spielte dabei noch ironischer als beim Original mit Geschlechterklischees. Der Schlager mündete in der selbstbewussten Schlussformel »Was wär’ die Welt ohne Frauen?« Besonders amüsierte das Publikum, wie das Trio den Diätwahn aufs Korn nahm. Nicht minder gefiel ein ruhiger Song über kleine Wünsche, die die Welt besser machen könnten, beispielsweise, dass alle Menschen auf der Straße lächeln.

Ist man erst einmal verheiratet, kann es schwierig sein, aus ehelichen Zwängen auszubrechen, wie der Song »Ja, Schatz« verdeutlichte. Zum Schluss vermittelte »Ist das Ende gut, dann ist alles gut« eine gute Portion Optimismus.

So stark Sven Görtz und das Trio Bittersüß auch musikalisch kontrastierten, ergänzten sie sich mit ihrer ausgewogenen Mischung aus alten und neuen Kompositionen vorzüglich und näherten sich aus origineller Perspektive den kleinen und großen Dingen im Leben.

Auch interessant

Kommentare