Menschen bei der Arbeit

Lich (nab). Malen ist zurzeit Georg Emmerichs ganz große Leidenschaft. Mit Beginn der Pandemie hat er dieses Hobby für sich neu entdeckt. Im Eberstädter Dorfladen kann man ab sofort und bis mindestens Ostern eine Auswahl seiner Werke sehen.
Doch eines vorweg: Als Künstler möchte sich Emmerich nicht sehen. »Dafür habe ich viel zu großen Respekt vor den Menschen, die die Malerei wirklich gelernt haben«, sagte der Licher am Freitagabend während der Vernissage. Er bezeichnet sich selbst als »Hobby-Autodidakt, der gerne malt«.
Doch was Emmerich, der 1955 geboren wurde, geschaffen hat, kann sich sehen lassen. Mit Ölfarben auf dickem Künstlerpapier hat er beeindruckende Menschen festgehalten. So auch der Titel der Ausstellung: »Small Traders and other Folks«.
Es sind Menschen bei ihrer Arbeit, ihrem traditionellen Handwerk, die Emmerich darstellt und so befinden sich Monsieur Le Soir, Dr. Camembert sowie J.P. Cash and Carry ebenso darunter wie ein Milchmann oder ein Klempner. Dabei orientiert er sich gerne an dem Fotografen Irving Penn.
»Ich muss nach Vorlage malen«, sagt Emmerich, der in Hungen geboren wurde und 40 Jahre lang dort lebte.
Auch wenn im Dorfladen die Bilder in Schwarz gehalten sind, befinden sich in seiner Kollektion weitere in Farbe wie etwa bei seinen Musikerporträts. Die Sängerin Nina Simone hat Emmerich schon über 30-mal im Bild festgehalten.
Das Malen hat ihm gerade über den ersten Lockdown hinweggeholfen. Auch heute vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht malt, sagt er. »Malen ist etwas sehr Erfüllendes.« Trotzdem: Als Künstler fühlt er sich nicht. Deshalb hat er auch kein Atelier, die Bilder entstehen direkt in seiner Wohnung in Lich. »Ihr glaubt gar nicht, wo sich die Ölfarbe überall wiederfindet«, sagt er an seine Vernissage-Besucher gewandt.
Eines ist Emmerich, der auf Lehramt studiert und später auch ein Plattenantiquariat betrieben hat, ebenso wichtig: Er möchte auch bei den Preisen für seine Gemälde fair bleiben. Deshalb liegen die Verkaufspreise der Bilder im Schnitt bei 150 bis 180 Euro.
Die Malerei ist ein guter Zeitvertreib für ihn, zumal er mittlerweile auch Rentner beziehungsweise Privatier ist, wie er sagt.
Ob er es ewig machen wird, weiß er nicht. Doch bei der nächsten Ausgabe von »Kunst in Licher Scheunen« möchte er wieder vertreten sein, im Biergarten der Kinokneipe, die er so gerne besucht.
