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Licher Literaturkenner und ihre Lieblingsbücher

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Von: Nastasja Akchour-Becker

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Peter Damm, Sven Görtz, Ute Hildenbrand-Bremer und Dagmar Mende (v. l.) in informativ-anregender Talk-Runde. © Nastasja Akchour-Becker

Lich (nab). Ein neues Format in Lich soll Lust auf Literatur machen und Bücher vorstellen, die einem am Herzen liegen oder die einen irgendwie im Leben begleitet haben. Am Sonntag hatte der Literarische Salon in der Buchhandlung »Bücherkiste« erstmals geöffnet. Und weil die Premiere mit mehr als 20 Besuchern absolut gelungen war, sollen weitere Termine folgen.

Mehrere Genres

Mitten im Laden, zwischen all den Büchern, präsentierten Kulturkoordinator Peter Damm, Hörbuchsprecher Sven Görtz sowie Ute Hildenbrand-Bremer und Dagmar Mende von der »Bücherkiste« ihre Lieblingswerke. Und diese bedienten ganz unterschiedliche literarische Genres.

Damm, der auch die Idee zum Literarischen Salon hatte, stellte den Band »Prosaische Passsionen« vor. Herausgegeben von Sandra Kegel, enthält der 101 Short Stories, welche die weibliche Moderne repräsentieren: Alle Kurzgeschichten stammen von Autorinnen unterschiedlicher Kulturkreise, die zwischen 1850 und 1921 geboren wurden. Damm selbst wählte eine Erzählung von Zelda Fitzgerald mit dem Titel »Ein Südstaatenmädchen« aus. »Ich finde es faszinierend, wie sie mit einem Satz Menschen beschreiben kann, und wie sie es schafft, die Atmosphäre in dieser Stadt einzufangen«, sagte Damm. Heute stehen Short Stories nicht mehr hoch im Kurs, aber damals, als das Zeitungswesen zu florieren begann, waren sie sehr populär.

Das Genre des Romans bedient das Buch, das »Bücherkisten«-Inhaberin Hildenbrand-Bremer und ihre Mitarbeiterin Mende vorstellten. Es ist der im 2022 erschienene Roman »Eine Frage der Chemie« der US-amerikanischen Autorin Bonnie Garmus. Protagonistin ist Elizabeth Zott. Sie muss sich Anfang der Sechzigerjahre als Frau behaupten, ist als Chemikerin in einer Männerdomäne aktiv. »Immer wieder werden ihr Steine in den Weg gelegt«, berichtet Hildenbrand-Bremer, »doch sie findet auch immer wieder Lösungen«. Zott passt nicht in das System der damaligen Zeit, muss als alleinerziehende Mutter aber Geld verdienen und landet schließlich in einer Fernsehkochshow. Letztlich sei das Buch sehr mutmachend und sehr aktuell, findet Hildenbrand-Bremer. Dessen Botschaft: Auch wenn das Leben herausfordernd ist, ist es zu meistern. Wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt.

Ganz anders dann wiederum die literarischen Werke, die Sven Görtz zum Abschluss vorstellte. Er widmete sich dem eher unpopulärsten literarischen Genre: der Lyrik. Entsprechend war sein Buch »Der große Conrady - Das Buch deutscher Gedichte«, das eine bunte Bandbreite an Gedichten aus dem Mittelalter bis heute bietet. »Es gibt darin viel zu entdecken«, sagte Görtz. Er finde es wichtig, dass Lyrik unbedingt laut vorgetragen wird.

Besonders melodische Gedichte habe etwa Stefan George verfasst, auch wenn er sonst ein seltsamer Kerl gewesen war, befand Görtz. Von diesem trug er »Es lacht in dem steigenden Jahr dir« vor. Else Lasker-Schülers »Ein alter Tibet-Teppich« sowie Ringelnatz’ zauberhaftes Liebesgedicht »Ich habe dich so lieb« wurden ebenfalls vorgestellt.

Wann der nächste Literarische Salon stattfinden soll, ist noch unklar. Doch es soll auf jeden Fall eine Wiederholung geben.

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