Anwohner fordern Tempo 30 – doch Hessen Mobil stellt sich quer

Anwohner fordern seit Jahren Tempo 30 auf der Kolnhäuser Straße in Lich. Bisher ohne Erfolg. Auch beim Bahnhaltepunkt West klemmt es – da wurde wohl Pohlheim bevorzugt.
Lich – Die eine Seite der Medaille ist, dass die Kolnhäuser Straße in Lich früher eine Bundesstraße war und somit jedem, der dorthin zog, klar sein durfte, was dies in Sachen Verkehrslärm bedeutet. Die andere Seite ist, dass Anlieger verständlicherweise für das Maximum an Verkehrsberuhigung kämpfen, was rechtlich möglich ist.
In der Licher Verkehrsausschusssitzung wurde deutlich, dass die Stadt kaum eine Handhabe hat. Grüne und »Bürger für Lich« hatten einen Antrag gestellt, dass man beim Straßenverkehrsträger Hessen Mobil eine Umgestaltung der Kolnhäuser und Gießener Straße beantragen solle. Die Antragssteller wünschen sich mehr grün an der Straße, zudem Fahrradwege und mehr Querungshilfen für Fußgänger, Radler und Kinderwagen. Derzeit sei die Straßenbreite überdimensioniert, der Platz für einen Umbau vorhanden.
Tempo 30 in Lich (Kreis Gießen)? Trotz Kita-Nähe kein Einlenken von Hessen Mobil
Im Rahmen der Vorstellung des Entwurfs für das neue Verkehrskonzept hatte Sabrina Hadwiger vom Planungsbüro R+T ebenfalls die Ortseingänge als neuralgische Punkte für den Radverkehr ausgemacht, da dort meist Fahrbahnquerungen nötig sein. Eine Radwegverbindung von Ost nach West könnte zudem den Verkehr innerhalb der Kernstadt reduzieren, so die Idee.
Bürgermeister Julien Neubert dämpfte schnelle Hoffnungen. Bereits bei einer Tempo-30-Beschilderung stelle sich Hessen Mobil quer. Obwohl die Kita »Fuchsstrauch« direkt an die Kolnhäuser Straße angrenzt, die Erich-Kästner-Schule in unmittelbarer Nähe liegt, schmettere die Landesbehörde alle Anträge ab. Dass Neubert für Lastwagen eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 in diesem Bereich angeordnet habe, habe lediglich zu einem Papierkrieg geführt: »Der Schriftverkehr ist alles andere als erfreulich.«
Der Antrag für einen Umbau der beiden Straßen wurde vom Ausschuss mehrheitlich empfohlen.
Schlechte Karten für Bahnhaltepunkt Lich-West
Schlechte Nachrichten gab es in Sachen Bahnhaltepunkt Lich-West. Im von Hadwiger vorgestellten Verkehrskonzept wurde dessen Bedeutung für eine Verkehrswende deutlich: Kaum ein Licher aus der Weststadt würde erst zum Bahnhof Richtung Osten fahren, um dann in den Zug nach Gießen zu steigen.
Laut Google-Maps und unter Berücksichtigung einer Sperrung der Straße Am Wall würde die Autofahrt von der Dieulefiter Straße zum Bahnhof sieben Minuten dauern. Die gleiche Fahrtzeit braucht man, um die Kreuzung am Schiffenberg zu erreichen.
Dennoch plant die Bahn derzeit dort keinen Haltepunkt. Neubert sagte: »Pohlheim wird bedient und Lich nicht.« Der geplante Bahnhaltepunkt Hausen habe in einer Betrachtung der Bahn mehr Punkte als Lich-West erhalten, was aus seiner Sicht unverständlich sei. Man hoffe nun, dass im Zuge der Reaktivierung der Horlofftalbahn Lich-West nochmal neu bewertet werde.
Die Horlofftalbahn soll noch einen Vorteil für Lich bringen: Neubert sagte, dass die Bahn plane, im Zuge der Reaktivierung den Bahnhof bis 2025 barrierefrei umzubauen. Derzeit besteht einer der Bahnsteige aus einem aufgeschütteten Schotterhügel. (pad)
Tempo 30 in den Kommunen des Landkreises Gießen? In manchen Orten ging das Thema Verkehrsberuhigung bis zuletzt schleppend voran.