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Frieden – wie geht das?

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Von: Kays Al-Khanak

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Es ist diese eine Szene auf dem Schulhof, die Dekanin Barbara Alt in Erinnerung geblieben ist. Kinder spielen Krieg. Sie sagt zu ihnen: »Spielt doch Frieden.« Aber wie geht das – Frieden? Dieser Frage geht die Ausstellung »Frieden geht anders« nach. Die Schau ist zuerst in der ehemaligen Synagoge in Großen-Buseck und später in der Kreisvolkshochschule in Lich zu sehen. Innerhalb von zwei Monaten gibt es außerdem ein Begleitprogramm (siehe Kasten ). Ins Gießener Land geholt hat die Ausstellung Doris Wirkner von der Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung und Bildung der evangelischen Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg.

Es ist diese eine Szene auf dem Schulhof, die Dekanin Barbara Alt in Erinnerung geblieben ist. Kinder spielen Krieg. Sie sagt zu ihnen: »Spielt doch Frieden.« Aber wie geht das – Frieden? Dieser Frage geht die Ausstellung »Frieden geht anders« nach. Die Schau ist zuerst in der ehemaligen Synagoge in Großen-Buseck und später in der Kreisvolkshochschule in Lich zu sehen. Innerhalb von zwei Monaten gibt es außerdem ein Begleitprogramm (siehe Kasten ). Ins Gießener Land geholt hat die Ausstellung Doris Wirkner von der Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung und Bildung der evangelischen Dekanate Grünberg, Hungen und Kirchberg.

Welche Auswirkungen Krieg haben kann, ist bis in die kleinsten Dörfer auch im Landkreis Gießen erfahrbar geworden. Vor allem Geflüchtete aus Syrien, aber auch aus Afghanistan oder Irak beziehen Unterkünfte in der Nachbarschaft, begegnen den Menschen auf der Straße, und manchmal überschneiden sich beide Welten. Und dann wird klar, dass Krieg gar nicht so weit weg ist. »Wehretats sollen steigen, politisch nimmt die Kriegsrhetorik zu«, sagt Wirkner. Dabei sollte viel mehr über Frieden geredet werden. Und das will die Ausstellung leisten. Kooperationspartner sind die evangelischen Kirchen in Großen-Buseck und Lich, das Forum für Völkerverständigung Lich und das Literaturzentrum Gießen. Die Schirmherrschaft hat Landrätin Anita Schneider.

Ausstellungsmacher Wolfgang Buff erklärt das Konzept: An 21 Schautafeln, drei Medientürmen und Exponaten wie Schaufensterpuppen soll gezeigt werden, dass Frieden mehr ist als nur Blümchenbilder, sondern dass dahinter viel Arbeit und Kreativität steckt. Dies wird in der Schau anhand unterschiedlicher Epochen, Kulturen und Möglichkeiten gezeigt. Buff sagt, es werde keine Lösung à la »So geht Frieden« geben.

Aber sind es nicht bloß die üblichen Verdächtigen, die zu solchen Veranstaltungen kommen? Wirkner widerspricht. Genau deshalb die Kooperation mit der KVHS. Vom 1. bis zum 14. September wird die Schau in Großen-Buseck zu sehen sein, anschließend in Lich. Dort läuft sie bis zum 25. Oktober. »Hier erreichen wir eine Breitenwirkung«, betont sie. Außerdem ist geplant, die Schau am 14. September beim Forum für Sicherheitspolitik in Großen-Buseck zu zeigen. Buff mag zudem nichts Schlechtes daran finden, wenn die »üblichen Verdächtigen« kämen. »Viele sind gefrustet und ratlos, weil sie scheinbar nichts erreichen«, sagt er. »Aber die Ausstellung zeigt, dass es sehr wohl klappt, Frieden zu schaffen.« Auch im Kleinen oder auf lange Sicht.

Busecks Bürgermeister Dirk Haas hat so eine Erfahrung gemacht. Er ist 1961 geboren worden, der Ost-West-Konflikt hat ihn geprägt. Aufgewachsen in der Region, erlebte er, wie in Sonderwaffendepots wie in Alten-Buseck Atomsprengköpfe für eine mögliche heiße Phase des Kalten Krieges gelagert wurden. Haas verweigerte den Dienst an der Waffe, protestierte gegen Krieg und Aufrüstung. »Es ist ein gutes Gefühl«, sagt er mit Blick auf den Abriss des NATO-Lagers zwischen Alten-Buseck und Daubringen, »dass ich als Bürgermeister diesen Ort der Bedrohung der Natur zurückgeben kann.«

Der Auftakt der Ausstellung in der ehemaligen Synagoge in Großen-Buseck ist nicht zufällig gewählt. »Das ist ein Gebäude mit Kriegserfahrung«; sagt Haas. Erst war es eine Synagoge, die von den Nazis in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 geschändet wurde. Anschließend wurden die Juden aus Buseck vertrieben; viele wurden später ermordet. Nach dem Krieg bot das Haus Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine Obhut. Die letzte Bewohnerin ist mit über 100 Jahren vor drei Jahren gestorben. Jetzt wird der Anger 10 zu einem Veranstaltungsort umgebaut.

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