Filigranes Klangbild

Lich (jou). Als besondere Bereicherung der Licher Kulturtage hat sich das Konzert mit dem Ensemble Quatuor Soleil in der Marienstiftskirche erwiesen. Eva-Maria Anton (Hammerflügel), Susanne Oehler (Flöte), Christof Becker (Viola) und Torsten Oehler (Cello) widmeten sich galanter und klassischer Musik. Mit dem Hammerflügel kam ein heute eher selten zu erlebendes Instrument zum Einsatz, ein Nachbau eines Modells von Johann Andreas Stein (1770).
Zudem stand mit Jean-François Tapray (1738 bis 1818) zu Beginn ein selten gespielter Komponist auf dem Programm. Das eröffnende Moderato von dessen Quartett G-Dur Nr. 6 bildete mit der liebreizenden Flötenmelodie einen eindrucksvollen Auftakt. Im Verlauf traten die Flöte und die Streicher in einen unterhaltsamen Dialog, auch der Hammerflügel war an der Themenbildung beteiligt.
Das filigrane Klangbild zwang die Besucher, die Ohren zu spitzen.
Viel intimer als bei modernem Flügel
Dass das Ensemble eine kammermusikalische Perle ausgesucht hatte, bestätigte sich beim anschließenden Allegro. Die Komposition war reich an Melodiewendungen, zudem bestach die kunstvolle Verarbeitung der musikalischen Gedanken.
Der Hammerflügel rückte danach solistisch in den Fokus bei dem Allegro-Kopfsatz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate F-Dur KV 332. Auf dem hell und dezent klingenden Instrument kam die leidenschaftliche Dramatik viel intimer zur Geltung als auf einem modernen Flügel.
Im Gegensatz zum Vorgänger, dem Cembalo, erlaubt es der Hammerflügel zwar, die Tonstärke zu variieren; dies jedoch in einem relativ kleinen Bereich. Eva-Maria Anton entlockte dem Instrument bezaubernde klangliche Nuancen.
Als Klangrede verstehen ließ sich auch Joseph Haydns Trio G-Dur Nr. 29 für Flöte, Cello und Klavier. Erneut beeindruckten hier die ungemein klaren und subtilen Ausdrucksdimensionen. So konnte man sich der natürlichen Anmut der verzierungsreichen Melodie im eröffnenden Allegro kaum entziehen.
Das Zusammenspiel faszinierte gleichermaßen bei Carl Philipp Emanuel Bachs Quartett G-Dur Wq 95. Da spielten Musiker, die sich mit ihrem unterschiedlichen Erfahrungshorizont gegenseitig beflügelten und aufeinander eingingen - in den munteren Ecksätzen ebenso wie im Adagio-Mittelsatz mit der unmitttelbar berührenden seufzerartigen Melodie. Kurzum: Es war ein rundum gelungenes Konzert.