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Erstklassiges Duo auf musikalischen Seitenpfaden

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Von: Sascha Jouini

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Hauskonzert mit Jan Ickert und Tomoko Ichinose. © Sascha Jouini

Lich (jou). Erstklassige Musiker, die sonst eher in Konzerthallen auftreten, präsentiert Prof. Christiane Hofmann im kleinen Rahmen. Wie schon im Vorjahr brillierte bei ihrem Hauskonzert am Sonntag das Duo Jan Ickert (Cello) und Tomoko Ichinose (Klavier). Das Duo widmete sich im Rahmen der Kulturtage erst der oft gespielten Sonate e-Moll von Johannes Brahms, betrat im weiteren Verlauf des Programms musikalische Seitenpfade.

Nachhaltiges Erlebnis

Brahms’ Sonate verlangte dem Cellisten technisch alles ab. Wunderschön ließ Ickert die sangbare Melodie über der akkordischen Klavierbegleitung im Allegro-Kopfsatz aufblühen und vollführte mit seiner Duopartnerin intensive Steigerungen. Die leidenschaftlichen Ausdruckssphären gingen zuweilen in eine innige wie sanfte Richtung; raffiniert schlug das Duo den Bogen zum thematischen Ausgangspunkt zurück. Beim stilisierten Menuett fesselte der tänzerische Gestus. Das war keine unbeschwerte Leichtigkeit, vielmehr vermittelte die Musik ungestillte Sehnsucht. Das Schluss-Allegro erinnerte mit dem fugenartigen Aufbau gleich zu Beginn an Johann Sebastian Bach und leitete zu geballten dramatischen Spitzen hin. Insgesamt fiel auf, wie sensibel das an der Frankfurter Musikhochschule tätige Duo aufeinander einging.

Vorbildlich: Veranschaulicht durch Klangbeispiele brachte Ickert die Werke in seiner Einführung dem aufgeschlossenen Publikum nahe. Gemeinsam mit Ichinose erweiterte er bei Arnold Mendelssohns unbekannter Sonate fis-Moll den Horizont. Die Komposition stand vom künstlerischen Gehalt dem romantischen Standardrepertoire kaum nach. Stilistisch bildeten die drei Sätze gar eher eine Einheit als bei der Brahms-Sonate, in der das akademisch-strenge Finale sich stark von den ersten beiden Sätzen unterscheidet. Mendelssohn (1855 bis 1933), zu seiner Zeit vor allem als Liedkomponist erfolgreich, erwies sich als echte Entdeckung und sollte häufiger aufgeführt werden.

Am herausfordernsten für die Hörer war zum Schluss die 1919-21 entstandene Sonate op. 11 Nr. 3 von Paul Hindemith, einem Schüler Mendelssohns. Im Ganzen bot das Konzert ein nachhaltig bewegendes Erlebnis; für einen entspannenden Ausklang sorgte die Zugabe aus Hindemiths »Drei leichten Stücken«.

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