»Eine Riesenchance«

Nachhaltig, bezahlbar und aus Erneuerbaren sollte die Energieversorgung in Muschenheim künftig sein. Wie sie konkret aussehen kann, soll jetzt ein Konzept aufzeigen, das im Rahmen eines Projekts entwickelt wird: ZukunftsQuartiere.
Rund 960 Einwohner zählt Muschenheim. Die Menschen im Licher Stadtteil leben in etwa 300 Gebäuden. Diese standen im vergangenen Monat mehrfach im Fokus von Bau- und Energieexperten. Wann wurden die Häuser errichtet? In welchem Zustand sind sie? Wie werden sie beheizt? Wurden sie schon einmal saniert und wenn ja, in welchem Umfang?
Diese und andere Fragen hatten die Fachleute auf dem Zettel, erarbeiteten anhand dieser verschiedene Gebäudeklassen für eine Bestandsanalyse. Grund dafür: Lich ist eine von sechs Kommunen, die beim Projekt »ZukunftsQuartiere« des Landkreises Gießen dabei sind. Worum es geht und was das für den teilnehmenden Stadtteil bedeutet, das erklärten Bürgermeister Dr. Julien Neubert, Muschenheims Ortsvorsteher Josef Benner und der städtische Klimaschutzmanager Peter Kupetz nun in einer Pressekonferenz.
Es geht um nicht weniger als die künftige Energie- und Wärmeversorgung im Licher Stadtteil - nachhaltig, bezahlbar und aus erneuerbaren Energien. Um dieses Ziel für ausgewählte Quartiere zu erreichen, hatten sich die Kommunen Allendorf, Buseck, Hungen, Langgöns, Lich und Staufenberg im vergangenen Jahr zusammengeschlossen und planen seitdem die energetische Sanierung ihrer Quartiere.
Lich beteiligt sich mit dem Stadtteil Muschenheim am Projekt. Weil es hier einen hohen Bestand an Ölheizungen und damit großen Bedarf gibt. Weil hier das Thema alternative Energieversorgung schon seit dem Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft« eines ist. Weil es hier eine engagierte Dorfgemeinschaft gibt, von der man sich Unterstützung bei der Umsetzung des Vorhabens verspricht. Und weil im kommenden Jahr die komplette Ortsdurchfahrt grundhaft saniert wird und damit ohnehin größere Tiefbaumaßnahmen anstehen, wie Neubert erläutert. »Dieses Fenster wollen wir nutzen«, sagt der Licher Rathauschef, der in den ZukunftsQuartieren »eine Riesenchance« sieht.
Nach der Bestandsaufnahme der vergangenen Wochen gehe es in den kommenden Monaten darum, auf dieser Basis ein Konzept für Muschenheimer zu entwickeln. Den ersten Meilenstein sozusagen, wie Neubert erläutert. Es gilt zu klären, wo das Potenzial des Dorfes liegt und welche Möglichkeiten es für die künftige Energie- und Wärmeversorgung eröffnet? Und dann muss mit den Menschen vor Ort ausgelotet werden, wohin die Reise für Muschenheim gehen kann. Begleitet wird dieser Prozess von besagten Bau- und Energieexperten, konkret den Mitarbeitern der Klima und Energieeffizienz Agentur KEEA und der B.A.U.M. Consult GmbH, die sich gemeinsam am Ausschreibungsverfahren beteiligen und den Zuschlag für die Realisierung der Quartierkonzepte erhalten hatten.
Von der Bevölkerung seien die ersten Schritte auf diesem Weg gut aufgenommen worden, berichtet Benner und meint damit die Bestandserfassung im vergangenen Monat. Derzeit hätten die Menschen die Möglichkeit, sich an einer Umfrage zu beteiligen (siehe Kasten) und ihre Wünsche zu formulieren. Außerdem könnten sie an Webinaren zu verschiedenen Themen rund um die energetische Sanierung von Gebäuden teilnehmen. Eine Bürgerinformationsveranstaltung, bei der erste Ergebnisse vorgestellt werden, ist für Montag, 13. März, in der Sport- und Kulturhalle geplant.
Angesichts Klima- und Energiekrise stünden die Kommunen unter großem Handlungsdruck, sagt Neubert, der sich von der Projektteilnahme auch eine »Blaupause« für andere Stadtteile verspricht. »Muschenheim kann ein Leuchtturm sein, von dem wir lernen«, so der Bürgermeister. »Wir müssen den Menschen etwas anbieten«, sagt Benner mit Blick auf die aktuelle Situation. »Und wir müssen sie dabei begleiten.«
Was am Ende daraus wird, können Neubert und Benner nicht sagen. Das hänge vom Ergebnis des Konzeptes und der Bereitschaft der Bürger ab, den Weg zusammen zu gehen. »Aber ich habe ein gutes Gefühl dabei«, so der Muschenheimer Ortsvorsteher.
Rund 80 000 Euro kostet die Entwicklung des Quartierkonzeptes, das laut Bürgermeister bis September stehen soll. Den größten Teil davon übernimmt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), weitere 16 000 Euro schießt das Land Hessen zu. An der Stadt selbst bleiben rund 4000 Euro hängen.
Ziel des Projekts ZukunftsQuartiere sei aber nicht nur die Wende bei der Energie- und Wärmeversorgung. Ziel sei eine generelle Erhöhung der Lebensqualität im Ort. Durch eine Verbesserung der öffentlichen Mobilität, Nahversorgung oder sozialen Infrastruktur beispielsweise.