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Ein Orchester aus Weidenruten

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Von: Nastasja Akchour-Becker

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Pjervoj Ogonjok stellt dem Publikum im »Dazwischen« das unhörbare Orchester aus Weidenruten vor. FOTO: NAB © Nastasja Akchour-Becker

Lich (nab). Ein ganz besonderes Orchester haben Olga und Pjervoj Ogonjok im »Dazwischen« in der Gießener Straße 5, einem ehemaligen Blumengeschäft aufgebaut. Es ist das unhörbare Orchester: Dessen einzelnen Musikinstrumente wie Geige, Gong, Cello, Bass und Querflöte sind aus Weidenrouten geflochten.

Entsprechend spielt das Orchester auch unhörbare Musik - wie vor wenigen Tagen die Besucher der Vernissage auch bemerkt haben. Pjervoi Ogonjok hat dafür den Titel »4:33« von John Cage ausgewählt. Und so viel sei verraten: Noten befinden sich keine auf oder zwischen den Linien.

Das Weidenruten-Orchester steht im Mittelpunkt der Ausstellung und Installation mit dem Titel »Verflechtungen« der beiden Gießener Künstler. Im »Dazwischen«-Schaufenster findet man Märchenfiguren, darunter den berühmten Goldesel, ein Stückchen weiter daneben schweben eindrucksvolle Lebewesen aus dem Insektozän in der Luft - auch diese bestehen aus Weidenruten. Besucher der Schau entdecken zudem kleine Bilder, die mit »Kunst federleicht« überschrieben sind. Ganz anders hingegen ist das Material, das die Ogonjoks für ihre Dornen-Mandalas benutzt haben.

Mitmachkunst

Denn hier wird es stachelig, wenn man all die Kreise und Quadrate betrachtet, die zu einem interessanten Gebilde zusammengesetzt wurden und die damit neben der Schönheit und Verflechtung auch die harte Realität widerspiegeln.

So machte auch Karla Katja Leisen vom Verein »künstLich« in ihrer Einführung zur Ausstellung deutlich, dass den Objekten nicht nur die intensive Beschäftigung mit den Menschen und der Natur gemeinsam ist, sondern auch der Schmerz und die Trauer über geschichtliche Tragödien. Gleichzeitig finde man in den Werken aber auch die Hoffnung, die in allem mitschwinge und zum großen Verflochtensein dazugehöre.

Seit 1999 haben die Ogonjoks schon einige Installationen, Skulpturen und Performances unter anderem als Kunst im öffentlichen Raum gemacht. In Lich gab es beispielsweise die schwebenden Gärten und die Gedankenaustauschtafeln »Mir geht ein Licht auf«. Ob man wirklich die Pausen bei Cages Musikstück hört - immerhin besteht es aus drei Akten -, sei dahingestellt. »Sicher ist aber, dass es auch hörbare Musik während der Ausstellung geben wird«, kündigt Ogonjok an.

Geöffnet ist donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 20 Uhr. Besucher sind herzlich eingeladen, sich aktiv zu beteiligen und das ein oder andere Stück mitzuflechten.

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