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Ein Fest der Klanglichkeit

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Von: red Redaktion

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Die Licher Marienstiftskantorei erinnert an den Komponisten Heinrich Schütz. © pv

Lich (pm). Der 350. Todestag des frühbarocken Komponisten Heinrich Schütz in diesem Jahr wird weltweit mit musikalischen Veranstaltungen des ansonst weniger aufgeführten Meisters gefeiert. So schloss sich, neben zahlreichen Veranstaltungen des Schütz-Festes im Dekanat Gießen, auch die Licher Marienstiftskantorei dem Gedenken an den Komponisten in Form eines Pasticcios an - ein aus verschiedenen Werken eines Komponisten zusammengestelltes Werk.

Mit einem »Vesper-Oratorio« erklang so eine breite Auswahl erlesener Kompositionen des »Nestors der evangelischen Kirchenmusik« aus dessen langer Schaffenszeit. Mit der bestens disponierten Marienstiftskantorei, der hervorragend aufspielenden »Cappella Instrumentalis«, einer Gesangssolistin und drei Gesangssolisten erlebten die Besucher ein Klangfest, das vom Anfang bis zum Schluss Freude machte und fesselte. In der Licher Marienstiftskirche mit ihrer wunderbaren Akustik verschmolzen alte Barockmusik und altehrwürdiger Raum miteinander zu einem durchweg großartigen Musikerlebnis.

Konzeption und Leitung des Konzertes lag beim Kantor der Marienstiftsgemeinde, Christof Becker, der sein Ensemble souverän mit klarem und zielstrebigem Dirigat durch die meist schwierige und komplexe rhythmische Struktur der unterschiedlichen Werke führte. Die den Kompositionen zugrundeliegenden Themen wurden in den Interpretationen durch Chor, Solisten und Instrumentalisten transparent, mit beeindruckendem Stilgefühl und zum Teil ergreifender Dynamik vorgetragen.

Solisten überzeugen

Die farbige, fantasievolle und an die Zeit des Komponisten angelehnte Instrumentation mit hervorragend disponierten Streichern - Violinen und Gamben - sowie Barockposaunen, Zink und Blockflöte, erwies sich als ideal. Der edle und warme Klang der historischen Blasinstrumente korrespondierte sehr ausgewogen mit dem Streicherchor und den entsprechenden Gesangsstimmen.

Mit homogenem klaren Chorklang gefiel die Marienstiftskantorei insbesondere mit ihrer Präzision und wandlungsfähigen Ausdrucksweise. So gerieten die großen und schwierigen Stücke wie »Das ist je gewisslich wahr«, »Unser keiner lebt ihm selber«, »Also hat Gott die Welt geliebt« sowie »Singet dem Herrn« und »Komm heiliger Geist« zu Höhepunkten.

Auch das Solistenquartett, bei dem anstelle des sonst gewohnten Frauen-Alt ein Altus (Niklas Romer) engagiert wurde, gefiel durchweg. Im Solistenensemble klanglich eher verhalten, bestach er bei Solostücken (»Bringt her dem Herren«) durch feinfühlige Interpretation und angenehmer Stimmführung. Ebenso die junge Sopranistin Giorgia Cappello, die ein Aufbaustudium in Stuttgart absolviert und mit klarer und ungekünstelter Stimme überzeugte.

Gleich zu Beginn wurde man beim Duett »Erhöre mich« mit dem irischen Tenor Dominic Stewart hineingenommen in die große Welt der »kleinen geistlichen Konzerte«. Mit »Eile mich, Gott zu erretten« zeigte Stewart vielfältige Charakterwechsel. Mit dem Bass Leon Tchakachow wurde das Solistenquartett komplettiert, das mit rücksichtsvoller Geschlossenheit die gemeinsamen Ensemblepassagen (»Meine Seele erhebt den Herren«) erklingen ließ und zusammen mit der Kantorei und Instrumentalisten im »Nun danket alle Gott« ein gelungenes Konzert festlich und mitreißend beendete.

Verdienter, anhaltender Applaus eines beeindruckten Auditoriums.

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