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Die Lösung vieler Probleme?

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Von: Ursula Sommerlad

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Keine Südumgehung, nur eine Tangente für die innerörtliche Nutzung: Eine Trasse entlang des Bahndamms könnte nach Auffassung von »Lich erleben« viele Verkehrsproblem in der Altstadt lösen. GRAFIK: PM © pv

Lich (us/pm). Eine Entlastungsstraße entlang des Bahndamms und ein Parkdeck mit zusätzlich 100 neuen Stellplätzen Am Wall: Mit diesen beiden Maßnahmen könnten die Verkehsprobleme in der Licher Altstadt nach Ansicht des Vereins »Lich erleben« deutlich reduziert werden. Die vom Verkehrsplanungsbüro R+T vorgelegte Bestandsanalyse greift nach Ansicht von »Lich erleben« zu kurz.

»Es wurde mehr oder weniger ausschließlich die Altstadt betrachtet. Eine Analyse der Gesamtsituation fehlt aus unserer Sicht«, schreibt der Verein in einer Pressemitteilung, die er ausdrücklich als Beitrag zur gewünschten Bürgerbeteiligung verstanden wissen will. Auch die Verantwortlichen von »Lich erleben« sehen den Verkehr in der Altstadt als grundsätzliches Problem an. Für Veränderungen sei aber ein weiterer Blickwinkel nötig.

Die Projektgruppe unterteilt die Kernstadt in drei Bereiche. Zum einen ist da die Altstadt. Zum anderen der Westen vom Mühlacker bis zum Höhler sowie der Süden und der Osten vom Hardtberg bis zum Egelseeweg. Um vom einen Ende der Stadt zum anderen zu kommen, gibt es nur einen Weg: über den Ringverkehr durch die Altstadt.

Der Umstand, dass sich die zentralen Einkaufsmöglichkeiten in der Altstadt, der Hungener Straße und der Kolnhäuser Straße befinden und damit auf alle drei Bereiche verteilt sind, führe zu einer erheblichen Belastung des Altstadtrings. »Dass diese Situation nun durch eine reine Anwohnernutzung der Straße Am Wall und die Verlegung des Verkehrs in die Kirchhofgasse entspannt werden soll, halten wir für keine zielführende Lösung«, heißt es in der Pressemitteilung. Der Bereich Am Schwanensee, Heinrich-Neeb-Straße und Braugasse werde dadurch nicht entlastet, der Verkehr in der Gießener Straße und Kirchhofgasse aber weiter wachsen.

Zudem werde der Weg zu den Licher Geschäften komplizierter. »Anstatt über die Kirchhofsgasse fahren die Leute dann lieber gleich nach Hungen oder Pohlheim«, befürchtet Christoph Leidner, der Sprecher der Projektgruppe.

Nach Ansicht von »Lich erleben« könnte eine südliche Umfahrung entlang des Bahndamms die Altstadt entlasten. Der Weg zum Beispiel vom Höhler zu den Märkten in der Hungener Straße würde dadurch erheblich einfacher. Diese würde jedoch direkt an der Erich-Kästner-Grundschule und der Anna-Freud-Schule vorbeiführen.

Leidner möchte nicht von »Südumgehung« sprechen. Er gebraucht lieber den Begriff »Tangente« und meint damit eine Straße, die ausschließlich für den innerörtlichen Verkehr gedacht ist. »Die schmale Straße, die wir hier sehen, muss baulich und verkehrstechnisch so ausgelegt werden, dass sie für den überörtlichen Verkehr nicht attraktiv ist«: So steht es ausdrücklich in der Pressemitteilung. Aber sie könnte viel bewirken. Nach Einschätzung von »Lich erleben« könnte mit dieser Entlastungsstraße auch die Einbahnregelung um die Altstadt wieder aufgehoben werden. Die Straße sei bereits im Flächennutzungsplan dargestellt, anerkannte Verkehrsexperten hätten ihre Machbarkeit in der Vergangenheit bestätigt. »Wir sind hier verwundert, warum diese Möglichkeit bisher nicht umgesetzt wurde und auch in der aktuellen Untersuchung nicht betrachtet wurde«, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Projektgruppe hat sich aber auch mit der Stellplatzsituation in der Altstadt beschäftigt. Als problematisch werden die vielen kleinen Parkplätze in der Altstadt angesehen, die zu ständigem Parksuchverkehr führen. Der Lösungsvorschlag von »Lich erleben«: eine Erweiterung des Parkplatzes Am Wall. Aktuell stehen dort rund 50 Parkplätze zur Verfügung. Ein Parkdeck mit Unterdeck, Erdgeschoss und Oberdeck könnte Platz für zusätzlich 100 Fahrzeuge bieten. Im Gegenzug könnten die Stellplätze auf dem Kirchplatz sowie in der Unter- und Oberstadt entfallen. »Lich erleben« schlägt zudem eine Fußgängerzone von Unterstadt bis Oberstadt vor und einen Rückbau der Heinrich-Neeb-Straße, um mehr Flächen für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen.

Bei der Finanzierung sieht der Verein die Stadt in der Pflicht. Diese habe im Rahmen der Altstadtsanierung erhebliche Einnahmen im Rahmen der Stellplatzablösungen eingenommen. Diese Gelder seien aber nicht wie etwa in Laubach, Grünberg oder Butzbach für die Errichtung neuer Parkplätze oder Parkdecks verwendet worden. »Lich erleben« kündigt abschließend an, mit den Parteien und dem Bürgermeister zum Thema Verkehr weiter konstruktiv im Gespräch zu bleiben.

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