Der Bürgermeister und die Klausur

Seine letzte Klausur hat Dr. Julien Neubert vor mehr als zehn Jahren geschrieben. 2012 war es, im Rahmen des Promotionsstudiums. Aber jetzt hat der Licher Bürgermeister doch noch einmal die Schulbank gedrückt: Er hat einen zweieinhalbtägigen Grundlehrgang als Standesbeamter absolviert, an dessen Ende eine schriftliche Prüfung stand.
Für den 35-Jährigen eine mittlerweile ungewohnte Situation. Und eine, die vielen anderen Bürgermeistern, die mit ihm im Seminar in Bad Salzschlirf saßen, erspart geblieben ist. Das schriftliche Examen ist nämlich nur für Bürgermeister aus Hessen und Sachsen vorgeschrieben. In den anderen Bundesländern reicht die Teilnahme am Grundlehrgang.
Pech also für Neubert: Während es sich andere Seminaristen am Dienstagabend bei einem Ausflug in die Destillerie von Schlitz gutgehen ließen, haute er sich den Unterrichtsstoff in den Kopf. Immerhin hat sich diese Form der Druckbetankung gelohnt. Neubert hat bestanden, sogar locker. Nur zwei Punkte hätten zur Note eins gefehlt, berichtete er im Rückblick.
Jetzt fehlt noch die offizielle Bestellung zum Standesbeamten, dann darf er Eheschließungen vornehmen. Davon abgesehen hat ihm das Seminar neue Einsichten beschert: »Mir ist klar geworden, wie komplex das Personenstandswesen ist. Auf die Arbeit der Standesbeamten blicke ich jetzt mit ganz anderen Augen.« us/FOTO: PAD