Lebensqualität hoch 6

In den Biebertal-Dörfern soll sich in den kommenden Jahren einiges bewegen, um sie noch lebenswerter zu machen. Das Konzept steht - jetzt geht es in die Umsetzung.
Der »Wunschzettel« ist lang, umfasst stolze 175 Seiten voller Ideen und Pläne, was in den Dörfern rund um den Dünsberg getan werden kann, um das Leben und arbeiten dort attraktiver zu machen. Menschen aus Rodheim, Bieber, Vetzberg, Fellingshausen, Frankenbach, Krumbach und Königsberg haben sich in mehreren Arbeitsgruppen über Monate Gedanken darüber gemacht, haben ein sogenannte Integrierte kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) entwickelt. Der Begriff ist sperrig und wirkt technokratisch, steckt aber, wenn die Umsetzung gelingt, voller Leben. Damit dem vielen Überlegen und Planen jetzt Taten folgen können, hat die Gemeindevertretung Biebertal am Dienstagabend in einer Sondersitzung dazu den notwendigen Beschluss gefasst - einstimmig. Der »IKEK«-Prozess tritt damit von der Planungs- und die Umsetzungsphase.
Das Motto: »Lebensqualität hoch6 rund um den Dünsberg«. Das steht gleichermaßen für die sechs Biebertaler Ortsteile wie für die sechs Arbeits- und Themenfelder, die die Bürger beackert haben. Denn für jedes Dorf sind eigene Projekte entwickelt worden.
Es wird Geld kosten, viel Geld. Die Projekte umfassen ein Volumen von mehr als 15 Millionen Euro. Das Schöne dabei: Es wird auch Geld fließen, und zwar vom Land in Richtung Biebertal: Die mögliche Förderung liegt in der Größenordnung von sechs Millionen Euro. Bleiben mehr als 9 Millionen Euro für die Gemeinde, wenn denn alles, was derzeit auf dem Zettel steht, auch realisiert würde. Aber es sind ja noch rund fünf Jahre Zeit, bis Ende 2027, nachdem man zwei Jahre geplant und vorbereitet hat. Mit dem Beschluss vom Dienstag jedenfalls kann es losgehen, können Förderanträge gestellt werden.
Sprecher aller Fraktionen begrüßten den eingeschlagenen Weg. Ohne Wasser in den Wein gießen zu wollen, sprach der stellvertretende Vorsitzende der FW-Fraktion, Rainer Lizon, von einem »sehr ambitionierten Programm«. Die Vorhaben mit einer Größenordnung von 15,3 Millionen Euro Gesamtvolumen lägen in ihrer Größenordnung weit über dem hessischen Durchschnitt, hat die Wi-Bank mitgeteilt, die dieses Förderprogramm für das Land abwickelt.
Die Freien Wähler sehen darin einen deutlichen Hinweis, dass nicht alle Wünschen und Vorhaben umgesetzt werden könnten. Die gemeindlichen Gremien seien gefordert, so Lizon, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde Prioritäten zu setzen.
Ähnlich sehen es auch Wolfgang Lenz von der SPD-Fraktion sowie Gregor Verhoff (CDU). Aber alle stimmten Siggi Gröf von den Grünen zu, der »IKEK« eine »Riesenchance für Biebertal« nannte.
Ganz oben auf der To-do-Liste stehen zum einen der weitere Ausbau der Kita Königsberg zum Familienzentrum und zum anderen die Zukunft der Krumbacher Mehrzweckhalle. Ersteres ist bereits begonnen, muss mit weiteren Vorhaben fortgesetzt werden. Letzteres ist nach langen Jahren des Wartens nun endlich anzugehen. Denn die mit dem Feuerwehrgerätehaus verbundene Halle ist arg in die Jahre gekommen. Mit Spannung wird die Offenlage eines Gutachtens erwartet, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hat: Sanierung - oder Abriss und Neubau? Das ist die Frage.
Für viele weitere Projekte liegen bereits Kostenschätzungen vor. Klar ist beim weiteren Vorgehen: Die Kommunalpolitiker in der Gemeindevertretung werden bei den weiteren Schritten die von FW und SPD angesprochene Prioritätenliste im Blick haben müssen. Und jedes Projekt, das künftig auf den Weg gebracht wird, das muss zur weiteren Bewilligung durch die kommunalen Gremien.
Doch es sind nicht nur öffentliche, gemeinschaftliche Projekte: Auch Bürger aus den alten Ortskernen können sich um attraktive Zuschüsse und Förderungen bewerben - ähnlich wie man es aus früheren Programmen wie der Dorferneuerung kennt: Alte Scheunen soll zum Wohnhaus werden? Das Fachwerkhaus bedarf einer zeitgemäßen Dämmung oder Heizung? Auch dafür kann es Geld geben.
Zwei Projekte, die in Biebertal zeitnah umgesetzt werden sollen: Sanierung oder Neubau der Mehrzweckhalle in Krumbach sowie der weitere Ausbau der Kita in Königsberg zu einem Familienzentrum (hier ein Archivbild vom Besuch des Staatsministers Axel Wintermayer im Jahr 2018). ARCHIVFOTOS: SO/JSH
