Lauf in Weiß

Zum »Lauf und Ritual für den Frieden in der Welt« versammelten sich am späten Dienstagnachmittag in Lich rund 30 Personen. Die in die »Licher Kulturtage« eingebundene Aktion am internationalen Frauentag sorgte bei Passanten bisweilen für Irritation.
Eskortiert von Polizei und Feuerwehr setzte sich der überwiegend in Weiß gekleidete Tross vom Licher Bahnhof aus in Bewegung. In der Mehrzahl waren es Frauen, die sich - angeführt von der »Künstlich«-Vorsitzenden Karla Katja Leisen - auf den Weg machten. In der Vergangenheit war bei vergleichbaren Veranstaltungen auch mit lautem Protest und bunten Plakaten auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht worden; gleichzeitig wurden bisherige Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung gefeiert.
Doch nun, am 13. Tag des Krieges in der Ukraine, lag angesichts der furchtbaren Nachrichten aus Osteuropa eine gedrückte Stimmung über der Versammlung. »Für Frauen gibt es kein Heldentum. Sie sind auf der Verliererseite«, unterstrich Leisen anlässlich einer kurzen Kundgebung mit Blick auf die allgemeine Weltlage. Für die Mächtigen sei »Unterdrückung und Entwertung der weiblichen Energie immer wichtig« gewesen - »und ist es heute noch, weil sie nicht kontrollierbar ist und sich nicht beherrschen lässt«. Leisens Überzeugung: »Es ist die weibliche Energie, die die Spaltung überwinden kann - bei Frauen und Männern«.
Kreisfrauenbeauftragte Angelika Kämmler würdigte die Aktion als »inspirierende Veranstaltung« und »wunderbare Idee« und übermittelte Grüße der kurzfristig verhinderten Landrätin Anita Schneider.
Anne-Marie Möhring begleitete mit ihrer Gitarre ein Innehalten an Ort und Stelle, bevor die Gruppe - in minimalem Schritttempo, leise und immer wieder bewusst atmend in sich hinein horchend - den Bürgerpark ansteuerte. Durch die zu dieser Zeit fast menschenleere Innenstadt und über den Marktplatz ging es zur »Savanne«. Dort brannte ein Feuer, das auf Papier niedergeschriebene Wünsche und Gedanken verzehrte.
Da angesichts eines fehlenden Hinweises für Außenstehende nicht unbedingt erkennbar war, welchen Hintergrund der Demonstrationszug durch Lich hatte, blieben Passanten an diesem Nachmittag fragend zurück. ik/Foto: ik