Weitere Würdigung für »DorfSchmiede Freienseen

Die »DorfSchmiede« in Freienseen ist als »Denkmal des Monats« ausgezeichnet worden. Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn überbrachte am Freitag Urkunde.
Für Staatsministerin Angela Dorn ist die Auszeichnung »Denkmal des Monats« nicht nur Anerkennung für die »bemerkenswerte Sanierung« eines Jahrzehnte leer stehenden Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert. Sondern auch des großen Engagements, das die Ehrenamtlichen um Initiator Dr. Ulf Häbel für die Freienseener Dorfschmiede erbracht haben.
»Hier ist es gelungen, Denkmalpflege so zu gestalten, dass sie lebendig ist«, betonte die Grünen-Politikerin in ihrer Laudatio. Das Konzept aus Begegnungsstätte, Tagespflege, Sozialwohnungen und Dorfladen erfülle dabei mehrere gute Zwecke. Hervor hob Dorn aber zweierlei: »Senioren wird hier ein menschenwürdiges, nicht von Einsamkeit getrübtes Leben bis ins hohe Alter ermöglicht, zum zweiten wird ein Beitrag gegen das Ausbluten unserer Dörfer geleistet.«
Lobende Worte auch von Kreisdenkmalpflegerin Charlotte Bairstow, der die »Dorfschmiede-Macher« ausdrücklich für ihre Unterstützung dankten: Für Bairstow handelt es sich bei der Einrichtung um ein Objekt, das extremst hochwertig saniert wurde, einen extrem hohen Denkmalwert besitze. »Dazu kommt, dass sie für die Dorfgemeinschaft identitätsstiftend ist.«
Forderung nach weniger Bürokratie
Stadtverordnetenvorsteher Joachim M. Kühn goss am Ende etwas Wasser in den Wein, da er die Bürokratisierung der Förderprogramme kritisierte. So habe die WI-Bank erst nach fünf Jahren die Mittel für die Sozialwohnungen überwiesen. Zudem könne es doch nicht sein, dass nicht-kommerzielle Dorfläden steuerlich wie Supermärkte behandelt werden. Dorn versicherte, beides an die Kollegen Fachminister weiterzugeben.
Die Urkunde nahm schließlich Ulf Häbel entgegen. Der Vorsitzende des Fördervereins hatte dem Gast zuvor Ursprung und Entwicklung des 2016 eröffneten Mehrgenerationenhauses dargelegt.
Häbel, ehedem Gemeindepfarrer, hat die »DorfSchmiede« gewissermaßen aus der Taufe gehoben. Hat auch einen Batzen privates Geld reingesteckt, um das 2017 vor der Insolvenz bzw. dem Aus stehende Projekt zu retten.
»Das Beste ist, dass die Menschen einen Ort bekommen haben, an dem sie sich begegnen können«, schickte Häbel beim GAZ-Gespräch zum Stand der Dinge voraus.
Wie er dabei einräumte, ist der Betrieb des Dorfladens ökonomisch weiter schwierig, gelte es doch, jeden Tag im Schnitt 1000 Euro umzusetzen. Doch ist die Dorfschmiede mehr als das, entwickelt sich auch weiter. Häbel verwies dazu auf die Gesprächsrunde »Wie geht es Dir? So geht es mir«. Einmal im Monat lädt er dazu seit Jahresbeginn ein. »Das läuft ganz gut.« Schon länger gibt es die »Gymnastik für Hochaltrige«.
Bis zum Ruhestand im Vorjahr verlegte der Laubacher Arzt Günter Stephan an einem Nachmittag die Woche seine Praxis nach Freienseen. »Das Wartezimmer war immer voll. So mancher kam, auch wenn er gar keine Beschwerden hatte. Einmal antwortete eine ältere Frau auf meine Frage, was ihr denn fehle: ›Nix, ich wollt nur ma gucke, wer kommt‹.« Häbel bemüht sich nun um eine Fortsetzung, will mit Stephans Nachfolger reden.
Auf dem Zettel hat er ferner eine »Dorfwerkstatt«. Dank der Kooperation mit den Kitas und der Schule vor Ort soll so endlich der Austausch von Kindern und Senioren bewerkstelligt werden. Zusammenarbeiten will man auch mit dem Repair-Café Laubach.
Die 15 Plätze der Tagespflege sind ebenso belegt wie die drei barrierefreien Sozialwohnungen. Das Land hat Letztere mit 217 000 Euro gefördert, davon 170 000 Euro als zinsgünstiges Darlehen. Den rund 2,4 Millionen Euro teuren Bau hat Wiesbaden mit 1,4 Millionen Euro unterstützt. Die Hälfte als Zuschuss, der Rest als Darlehen,wofür die Stadt in Vorlage getreten ist. Die Dorfschmiede bedient den Kredit mit jährlich 10 000 Euro. Rund 500 000 Euro stehen noch aus - läuft alles nach Plan, ist somit in den 70ern dieses Jahrhunderts alles bezahlt.