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Weg frei für neues Kulturzentrum

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Von: Thomas Brückner

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Laubach (tb). Das Bangen von Bürgermeister Meyer um eine Mehrheit für seine Vorlage war unberechtigt: Mit der breiten Mehrheit von 17:7 Stimmen hat Laubachs Stadtparlament den Ankauf des ehemaligen »Nahkauf« beschlossen. Der Weg fürs Kultur- und Begegnungszentrum ist damit frei (die GAZ berichtete kurz).

Stadtverordnetenvorsteher Kühn (FW) hatte die Debatte mit Hinweis auf beschlossene Marktplatzumgestaltung eröffnet: »Laubachs Wohnzimmer« soll zu einem Ort der Begegnung werden. Das Kultur- und Tourismusbüro kann aber nicht alles leisten.«

Jetzt aber gebe es den Trägerverein für ein Kulturzentrum. Mit dessen Angeboten gewinne Laubach an Attraktivität, werde für Neubürger interessanter, wobei die Digitalisierung (Stichwort: Homeoffice) seine Standortnachteile zumindest abschwäche. Das Projekt ist für Kühn - ebenso wie geplante Brauerei im alten Gerätehaus (am Abend einstimmig beschlossen, die Red.) - ein essenzieller Beitrag zu Belebung der Innenstadt.

Finanzielle Risiken?

Also warb er eindringlich für den Ankauf. Um so auch zu verhindern, dass sich aufs Neue eine Liegenschaft nach dem Verkauf an privat unvorteilhaft für die Stadt entwickelt.

Aus finanzieller Sicht problematisch, auch wegen der 20 Jahre Laufzeit, die das Land per Förderbescheid für das Vorhaben verlange - so ein Argument von Florian Kempff (FDP). Bei einem Preis von jetzt nur 160 000 Euro steige womöglich doch ein Gewerbetrieb ein. »Ich bin kein Gegner der Kunst, aber Handel ist wichtiger.« Zumal es für Kultur-Events, v.a. für Konzerte, bessere Räume gebe, etwa im Rathaus, Stift oder Kolleg .

Risiken sieht Hartmut Roes-chen (SPD) nicht: »Für nicht mal 100 000 Euro erhalten wir einen Gegenwert von 350 000 Euro. Beim Marktplatz haben wir ne Million gespart, Laubach kann sich das leisten.« Alle, so der Fraktionschef, hätten die Innenstadt in den letzten 15 Jahren beleben wollen, vor allem mit Geschäften. »Nur hat’s nicht geklappt.«

Der Trägerverein warte mit guten Ideen auf, mit dem Kultur- und Begegnungszentrum - von der SPD länger schon gewünscht - gewinne Laubach ein Alleinstellungsmerkmal. Diese Chance, auch für die Vereine, müsse man nutzen.

Nicht anders Dr. Ulf Häbel (FW). Für das Vorhaben spricht für ihn auch, dass die Konzeption von Trägerverein und Stadt erarbeitet werde. »Kulturelle Entwicklung wird vor allem von der Zivilgesellschaft getragen, dieses Engagement gilt es zu würdigen.«

Viel spreche für das Projekt, »und ja, es ist ein Schnäppchen«, gestand Hans-Georg Bernklau (CDU). Doch warnte auch er vor den Risiken, vor steigenden Preisen für den mit 155 000 Euro veranschlagten Umbau, vor den Folgekosten, der langen Laufzeit (»ein Brett«). Nicht zuletzt ob der steigenden Personalkosten müsse die auf 1,2 Millionen veranschlagte Brunnensanierung Vorrang haben.

Kritik am Verfahren

Für Dirk-Michael Hofmann (FBLL) rechtfertigen Verfahrensmängel sein Nein: Städtische Gremien sollten sauber arbeiten, auch der Magistrat habe zu wenig Zeit für Beratung gehabt. Es schade nichts, noch sechs bis acht Wochen zu warten.

Mit einer Entschuldigung eröffnete Meyer seinen Beitrag. Aus dem Magistrat informiert, korrigierte er sein kurz zuvor geäußertes Dementi auf Hofmanns Behauptung, die Umbaukosten hätten bereits im Januar vorgelegen. Die Zahlen aber glichen sich in etwa»Das ist jetzt peinlich, es tut mir extrem leid.« Mit Hinweis auf den Zeitdruck bat er um Verständnis: Denn um auszuschließen, dass nach Verringerung des Preises um rund 100 000 Euro ein anderer zuschlägt (»kein Vorkaufsrecht«), sei Eile geboten gewesen.

Wie im HFBA verwies er nochmals auf die großen Chancen, einen Leerstand in zentraler Lage zu beseitigen und Laubach zu beleben. Das Projekt erachtet auch er als effektiven Standortfaktor, seien doch Neubürger für die Stadt immer wichtiger: »Wir nehmen heute zwei Millionen Gewerbesteuer ein, aber fünf Millionen an Einkommenssteuer.«

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