1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen
  3. Laubach

Warnungen vor einer »billigen Solidarität«

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas Brückner

Kommentare

Laubach (tb). Mit einer Mahnwache haben am Freitagabend rund 60 Laubacher ihre Empörung über den Krieg der russischen Führung gegen die Ukraine zum Ausdruck gebracht.

Johannes Rövenich hatte namens der Veranstalter - alle im Stadtparlament vertretenen Fraktionen sowie die Friedenskooperative Laubach/Grünberg/Mücke - die Teilnehmer begrüßt. »Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen. Dafür, dass wir an der Seite der Bürgerinnen und Bürger der Ukraine stehen und sie nicht vergessen«, machte das Vorstandsmitglied der SPD Laubach klar.

Sichtlich bewegt verlas Dr. Christiane Schmahl (Grüne) ein Schreiben von Natascha Logatschowa. Sie lebt in Borispol, nur 40 Kilometer östlich von Kiews Zentrums entfernt. Am Rande der Stadt befindet sich der zivile Internationale Flughafen, der Ziel russischer Angriffe gewesen sein soll.

Aufrüstung als falsche Antwort

Logatschowa hat 30 Jahre lang Projekte des Arbeitskreises »Leben nach Tschernobyl« in Langgöns betreut, mit denen dieser Menschen geholfen hat, die nach den Atomkatastrophe nach Borispol umgesiedelt worden waren. Im Arbeitskreis hat sich auch Schmahl engagiert. In dem Schreiben an die Hilfsorganisation, die im Vorjahr ihre Arbeit eingestellt hat, berichtet die Freundin von der Schaffung von Schutzräumen in Kellern, von den Sorgen um die Kinder und Enkel und schließt mit den Worten: »Wir hoffen, dass alles in Friedensgesprächen enden wird.«

»Wir sind genauso erschüttert wie alle«, begann Roland Wilhelm. Doch als Sprecher der Friedenskooperative müsse er vor Reaktionen warnen, die jetzt in der Öffentlichkeit aufkommen: Forderungen nach Aufrüstung. Oder Sätze wie: »Vielleicht hätten wir doch Waffen liefern müssen«.

Wilhelm mahnte zu einer differenzierten Erklärung, angefangen von der Katastrophe mit Millionen Toten in beiden Ländern, das die Deutschen vor 80 Jahren verursacht hatten. Auch hätte es »weniger NATO sein müssen, weniger nach Osten. Deutschland hätte besser sein Gewicht einbringen können.« Als Reaktion auf den Krieg jetzt aufzurüsten? »Nein! Weniger Waffen sind die Lösung.«

Hartmut Roeschen, der Laubacher SPD-Vorsitzende, erklärte: Wenn in Europa die Energiepreise steigen, dann sei das hinzunehmen, »um den Diktator zu stoppen.« Damit Putin seinen Angriff sofort einstelle, brauche es eben ganz andere Maßnahmen: Abbruch aller Wirtschaftsbeziehungen, auch kein Kauf von Erdgas oder Öl. Roeschen: »Unsere Solidarität mit der Ukraine bleibt eine billige Solidarität, wenn nicht auch wir zu Opfern bereit sind.«

Auch interessant

Kommentare