»Segenskonfetti« aus Orgelpfeifen

Laubach (pm). »Obermauernscheasser« ist in Laubach kein Schimpfwort, sondern eine Auszeichnung. Damit ehrt der Karnevalverein Laubach jährlich in der fünften Jahreszeit eine besonders verdiente Person. Diesmal ist es Pfarrer Jörg Niesner und der reagierte auf diese Ehre mit einem karnevalistischen Gottesdienst, bei dem »Segenskonfetti« gleich pfundweise verstreut wurde.
Nicht nur der Pfarrer selbst trug zum Talar Narrenkappe, auch in den Kirchenbänken waren die bunten Kopfbedeckungen der Fassenachter gut verteilt. Dazwischen Cowboy- und Tropenhüte, Häschenohren und Glitzerkopfschmuck und zwischendrin wuselten bunt verkleidete Kinder jeder Größe und Altersgruppe. Auch der karnevalistische Adel mit allen Prinzenpaaren und Hofstaat war dabei. Mitsamt der Minigarde bereitete ihnen Anja Martine an der Orgel mit dem Narhalla-Marsch einen würdigen Einzug.
Die Dekanatskantorin hatte sich und die Laubacher Orgel mit der nötigen Literatur gut auf das ungewöhnliche Musikprogramm eingestellt. So wurde was auf den ersten Blick möglicherweise nicht passend erscheinen könnte passend gemacht. Denn was ist »Wir sind alle kleine Sünderlein« anderes als ein Sündenbekenntnis. Und »Heile, heile Gänsche« ist als Gnadenzusage ziemlich passend. Mit ein paar Extrastrophen würdigte die Gemeinde beim »Danke für diesen guten Morgen« auch die vielen Ehrenamtlichen im Karnevalsverein und die Freude am Feiern und Fröhlichsein. Auch das geistliche Liedgut kam nicht zu kurz: Im »Lied der Liedanfänge« ist jede Zeile der Anfang eines Liedes aus dem Kirchengesangbuch.
Zurück zum »Segenskonfetti«. Das wurde vor allem von Küster Möll mit Konfettikanonen aus ausrangierten Orgelpfeifen verstreut: Nach einer kurzen Basteleinheit konnten alle Besucher aus eigenen kleinen Kanonen Konfetti schießen. Und das mit liturgischem Hintergrund: Die erste »Munition« bestand nämlich aus Schnipseln von schwarzem Papier, auf dem die kleinen und größeren »Sünden« der vergangenen Woche notiert worden waren. Danach wurden die Minikanonen mit bunt-glitzernden Schnipseln als Zeichen der Freude über die Vergebung gefüllt, die dann in der ganzen Kirche regneten.
Von der Forderung nach einer Frauenquote beim Ausschussfest über das Gemotze in lokalen Facebookgruppen (»manchmal sollte der Finger ruhen«), den yogabegeisterten Bürgermeister, den Dank an die Ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer, bis hin zu Putin und dem Wunsch nach Frieden reichten die Themen der gereimten Predigt von Pfarrer Niesner. Dafür gab es ebenso Applaus wie für die launig vorgetragenen Abkündigungen der Kirchenvorstandsvorsitzenden Susanne Koch. Beim anschließenden Kreppelkaffee im Gemeindehaus bekam nicht nur sie einen Orden vom Karnevalsverein, sondern auch die übrigen am Gottesdienst Beteiligten.