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Pech im Tal der Horloff

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Von: Thomas Brückner

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Die Kreisstraße zwischen Gonterskirchen und Ruppertsburg: Aus geplanter Sanierung in diesem Herbst wird es nun nichts, mit geplanter »oberflächlichen« Deckenerneuerung ist es nicht getan, zudem wurde gesundheitsgefährdendes Teerpech gefunden. © Thomas Brueckner

Laubach (tb). Wo der Begriff »Landstraße« noch seine Berechtigung hat: Im tiefen Osten des Kreises geleitet die K 189 den Autofahrer ins idyllische Tal der Horloff. Entlang von Wiesen, Auen und intakten Mischwäldern. Und: Die Verkehrsmengen zwischen Ruppertsburg und Gonterskirchen halten sich in Grenzen. Anders freilich das Aufkommen an Straßenschäden.

Vom Herbst dieses bis zum Frühjahr nächsten Jahres aber, so hatten es die Planer von Hessen Mobil und der Kreis als Bauträger angekündigt, sollte die Fahrbahndecke erneuert werden. 900 000 Euro waren dafür veranschlagt.

Die Pläne aber sind obsolet. Sondierungen haben ergeben, dass es mit dem Abfräsen und Aufbringen einer neuen Decke nicht getan ist. Es bedarf einer »grundhaften Erneuerung«, stellt nun der Kreis auf GAZ-Anfrage klar.

Der marode Unterbau ist nicht die einzige böse Überraschung. Der Gutachter entdeckte zudem eine gefährliche Altlast: Teerpech.

Teerpech: Potenziell krebserregend

Bis in die Sechzigerjahre kam das harzartige Material zum Einsatz, heute werden Asphaltstraßen mit Bitumen als Bindemittel erstellt. »Mittlerweile«, so die Kreispressestelle, »ist bekannt, dass die im Teerpech enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe bei erneutem Erhitzen krebserregend sind.«

Da als »gefährlicher Abfall« deklariert, müsse das Ausbaumaterial getrennt und zu höheren Kosten entsorgt werden. Was natürlich auch für den nun erforderlichen Vollausbau gilt, der auch nicht in drei Monaten zu bewerkstelligen ist. Im kommenden Etat jedoch, versichert der Kreis, werde dies berücksichtigt. Wegen der nun anstehenden Vorbereitungen habe man die Maßnahme für 2023 neu angesetzt.

Noch nicht entschieden sei im Übrigen, ob entlang der K 189 ein Radweg gebaut werde. Allerdings verweist die Pressestelle selbst auf den Kreistagsbeschluss, wonach bei der Planung von Baumaßnahmen an Kreisstraßen »grundsätzlich zu prüfen ist, ob sich ein straßenbegleitender Radweg realisieren lässt«. Bei positivem Ergebnis seien Planungen und Beantragung von Fördergeldern einzuleiten.

Darauf hoffen auch Laubachs Stadtverordnete. Auf Antrag der Freien Bürgerliste Laubach (FBLL) wurde in der jüngsten Sitzung entsprechender Antrag einstimmig beschlossen. Danach soll der Magistrat mit der Behörde an den Gießener Rivers prüfen, ob die ja auch im noch druckfrischen Radwegekonzept des Kreises ausgewiesene »Netzlücke« zwischen Ruppertsburg und Gonterskirchen geschlossen werden kann.

Dies zum einen mit Priorität für die straßenbegleitende Variante anstelle der wenig nachhaltigen Alternative »Wirtschaftsweg«, wie FBLL-Sprecher Dirk Michael Hofmann betonte. Zum zweiten sollte die Maßnahme gleichzeitig mit dem Straßenbau erledigt werden; käme das doch günstiger als die separate Ausführung der (zuvor) auf 900 000 Euro veranschlagten Fahrbahnerneuerung und des auf 1,6 Millionen geschätzten Radwegebaus. Der, so die FBLL, diene nicht nur der Attraktivitätssteigerung der Großgemeinde Laubach, es fördere auch den Tourismus (Anschluss an »Vulkan-Express«) und würde womöglich Beschäftigte der Industriebetriebe in Ruppertsburg zum Verzicht aufs Auto bewegen.

Bürgermeister Matthias Meyer meinte, mit der Verzögerung könnten die Chancen für den Radweg entlang einer verbreiterten Kreisstraße steigen.

Laubachs neue Stadträtin und Ex-Kreisbaudezernentin Dr. Christiane Schmahl allerdings verwies auf das FFH-Gebiet an der Horloff und warnte vor einer Kopplung, erfordere dies doch ein jahrelanges Planfeststellungsverfahren.

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