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Neue Liebe fürs »Hochzeitshaus«

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Von: Thomas Brückner

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Plan aufgegangen: Die Sanierung des von der Stadt an- und weiterverkauften Anwesens Untere Langgasse 12 kommt voran, dürfte ein weiteres Schmuckstück in Laubachs Altstadt werden. © Thomas Brueckner

Laubach (tb). Laubachs Politiker mussten nach dem Verkauf stadtbildprägender Anwesen an privat bereits so manche Enttäuschung verkraften: Aus erhoffter Sanierung eines unansehnlichen Gebäudes wurde es nichts, die Käufer sahen ihren neuen Besitz als reines Renditeobjekt. Oder sie gaben eine Restaurierung in »Billigheimer-Manier« in Auftrag. Nicht gut, schon gar nicht in einer Altstadt, die Besucher mit schmuckem Fachwerk locken will.

Also etatisierte das Stadtparlament 2016 im Rahmen des Landesprogramms IKEK eine halbe Million Euro für den Ankauf historischer Immobilien, die für »Stadtentwicklung und Stadtbild wichtig sind«. Um diese an seriöse Sanierer weiterzuveräußern.

Spontan-Anfrage bei Sanierungsexperte

Einen Anreiz dafür gibt es: Bis zum Auslaufen der »Stadterneuerung« (IKEK) Ende 2023 winken Käufern Landeszuschüsse von bis zu 60 000 Euro sowie die 5000 Euro, mit denen Laubach den Erwerb von Altbauten fördert.

Als positives Beispiel verweist Leerstandsmanager Michael Köppen auf die Untere Langgasse 12. Zwei Jahre nach dem Erwerb für 50 000 Euro hatten sich schließlich zwei Interessenten gemeldet. Den Zuschlag erteilte der Hauptausschuss des Stadtparlaments im März 2021 an Udo Satorius. Dessen Konzept einer baubiologischen Altbausanierung, aber auch das höhere Angebot von 32 500 Euro hatte überzeugt. Der Weilburger ist ausgewiesener Experte in Sachen Lehmfachwerkbau, er verfügt über langjährige Erfahrung in der Altbausanierung. Sein Unternehmen habe bereits zahlreiche, zum Teil mehrere hundert Jahre alte Gebäude den heutigen Anforderungen gemäß restauriert.

Auch in der Unteren Langgasse 12 bringt Satorius ein hohes Maß an Eigenleistung ein, in Bälde sollen die Arbeiten an der Fassade beendet sein. Köppen: »Die Fenster sind bestellt, dann geht es innen weiter.«

Als zweites Pilotprojekt hatte die Stadt, wiederum über die Hessische Landgesellschaft, das »Hochzeitshaus« in der Grünemannsgasse gekauft. Auch dafür gab es zwischenzeitlich mehrere Interessenten. Nur: Nachdem bereits vor Längerem ein Ehepaar aus Laubach einen Rückzieher gemacht hatte, trat jetzt auch eine Frau aus dem Main-Kinzig-Kreis von ihrem Angebot zurück. Grund sind immense Baumängel, der Kostenaufwand soll gut 750 000 Euro betragen. So die Schätzung von Udo Satorius, den sie um Rat und Unterstützung gebeten hatte.

Eine erkleckliche Summe, die zu dem Kaufpreis - wie berichtet, sind inklusive Unterhaltungskosten 190 000 Euro aufgelaufen - zu schultern wären. »Illusorisch«, antwortet denn auch Köppen auf die (rhetorische) Frage, ob sich dafür jemand fände.

Ortsbeirat für 10 000-Euro-Offerte

Der Leerstandsmanager verwies auch auf schwerwiegende statische Mängel, sodass der Stadt womöglich hohe Kosten für die Bausicherung drohten. Dies, sofern sich eben kein Käufer fände. Doch war einer spontanen Anfrage bei Satorius Erfolg beschieden: Zum Preis von 10 000 Euro würde er auch das Hochzeitshaus erwerben und sanieren wollen, konnte Köppen gestern vermelden. Der hofft nun, die städtischen Gremien würden diesen Weg beschreiten. Andernfalls könnte man eventuell auf einer (noch) teureren Investitionsruine sitzenbleiben.

Im Kernstadt-Ortsbeirat fand der Verkauf zu besagtem Preis eine Mehrheit von drei Jastimmen und vier Enthaltungen - da allerdings noch nicht im Wissen um die »neue Liebe« fürs Hochzeitshaus, sondern unter der Annahme, das Kulturdenkmal ginge eine Verbindung mit dem Main-Kinzig-Kreis ein. FOTO: TB

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