1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen
  3. Laubach

Mit barockem Schwung

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

tb_pantarei_200523_4c
In Bestform: Chor und Ensemble der Hochschule für Musik Karlsruhe in der evangelischen Stadtkirche Laubach. © Heiner Schultz

Laubach (kdw). Ein glanzvolles Barockmusikerlebnis auf außergewöhnlichem Niveau konnten die Besucher des Konzerts in der evangelischen Kirche am Mittwoch genießen. Solisten, Chor und Instrumentalisten der Hochschule für Musik Karlsruhe waren gekommen, um das Programm »Bachissimo« mit drei Werken von Johann Sebastian Bach aufzuführen. Das Resultat war ein äußerst anregender Konzertabend.

Hoch motiviert

Die Musiker waren offenkundig hoch motiviert, bestens vorbereitet und brannten förmlich, darauf loszulegen. Drei Dirigenten waren aufgeboten, neben Anastassia Melnikova Christian Yang und Melchior Killian.

Nach der Begrüßung durch Stadtverordnetenvorsteher Joachim M. Kühn erklang die Kantate »Wer da gläubet und getauft wird«, BWV 37. Da zog ein fröhlicher Schwung ins Gotteshaus, war eine jugendliche Energie zu spüren. Eine vorübergehende minimale Unschärfe im Instrumentalbereich war kein wirklich störender Faktor, die Basspassagen im vierten Rezitativ kamen dagegen sehr gut und sicher. Im Folgenden agierte das Orchester sehr angemessen, mit barockem Schwung, und der anschließende Choral erklang groß, schön und mit strahlendem Glanz sowie größter Transparenz - eine beeindruckende Darbietung.

Das »Gott fähret auf mit Jauchzen« BWV 43, die Kantate zum Himmelfahrtsfest (1726) zeigte den Chor gleichfalls in Bestform, womöglich noch etwas präziser. Das Orchester fand zu kraftvollem und ästhetischem Klang, musizierte angemessen und gestaltete die volle Dynamik sachgerecht und stimmig; insgesamt ein Glanzlicht des erfreulichen Konzerts.

Schön intensiv und mit lieblichem, sicherem Sopran musizierten die Gäste das folgende vierte Rezitativ, das war wohltuend besinnlich.

Insgesamt schuf man einen Klang von barockem Charme, indem das Ensemble in einem guten Fluss agierte, der die Zuhörer ganz für sich einnahm. Hervorzuheben ist die Umsetzung des neunten Rezitativs. Hier war ein sehr runder, ästhetischer Alt zu hören, der mit natürlichem Klang und gut tragend einen starken Eindruck machte.

Die stärkste Energie verströmte schließlich das Himmelfahrtsoratorium BWV 11 unter Leitung von Melchior Killian. Unter seinem lebhaften, ja mitreißendem Dirigat geriet gleich der Eingangschor zum Höhepunkt: Machtvoll, strahlend und dabei transparent klang das, war vorbildlich geschlossen und ließ die Grundmauern der Kirche immerhin aufhorchen, wenn auch nicht erzittern. Auch hier glänzte die Arie, der Alt agierte schön, emotional und klar. Auch agierte das Ensemble angenehm nachdenklich, irgendwie festlich - einfach zauberhaft, unterstützt von hochwertigen Bläsern.

Der finale Choral wurde schwungvoll und bei aller Energie transparent realisiert, leichthändig und kraftvoll, ein perfekter Abschluss.

Langer Applaus

Heraus ragte Solotenor Georg Kalmbach, der enorm stabile und klangschöne Partien ablieferte, die auch emotional berührten. Das Publikum bedankte sich mit lange anhaltendem Applaus, Kantorin Anja Matiné fand zum Abschied wertschätzende Worte für die herausragenden Leistungen der jungen Musizierenden: ein Barockabend, der ebenso fachgerecht wie emotional anrührend und sprudelnd lebendig gestaltet war.

Auch interessant

Kommentare