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Kirche vorerst geschlossen

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Von: Thomas Brückner

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Der Kirchenvorstand sucht nun Zeugen der Tat. © pv

Laubach (pm/tb). Mit einer ungewöhnlichen Botschaft hat sich Pfarrer Jörg Niesner gestern an die Öffentlichkeit gewandt. Die evangelische Stadtkirche in Laubach bleibe jetzt erst einmal geschlossen, erklärte er in einer Pressemitteilung.

Das, was jüngst geschah, ließ ihm wohl kaum eine andere Wahl. Vermutlich am Donnerstag der Vorwoche, zwischen 12 und 18 Uhr, ist ein Spendenbehälter mit einer Metallsäge aufgesägt und der Inhalt entwendet worden. Zum zweiten Mal wurde ein massiver Opferstock mit einer Orgelpfeife - gefertigt aus Stahl, mit Beton ausgegossen und rund 60 Kilo schwer - samt Inhalt gestohlen. Diesen hatten die Täter vermutlich nicht aufbekommen, daher aus der Verankerung gerissen und weggetragen.

Der Kirchenvorstand sucht nun nach Zeugen. Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizeistation Grünberg (Tel. 06 40 1/91 43-0), aber auch Pfarrer Niesner (auch vertraulich) entgegen. Unter der Telefonnummer 06 40 5/95 08 06 ist er zu erreichen. »Sollten sich die Täter melden, wird von einer weiteren Strafverfolgung unsererseits abgesehen«, heißt es in der Pressemitteilung. Doch damit nicht genug. In den vergangenen Wochen sei zudem vermehrt Unfug in der Kirche getrieben worden. So wurde etwa mehrmals mit Kerzen »gezündelt«, schreibt Niesner, der Eltern darum bittet, diesbezüglich ihre Kinder zu sensibilisieren. »Zunächst bleibt nun die Kirche geschlossen, was wir sehr bedauern, da viele Menschen sie regelmäßig zur Einkehr, zum Gebet und zur Besichtigung aufsuchen.«

Wie der Pfarrer im Gespräch mit dieser Zeitung sagte, war dies nicht der erste Fall von Diebstahl. Ein Blick ins Archiv bestätigt dies: So war 2012 - vier Jahre zuvor hatte sich der Kirchenvorstand zur Öffnung des Gotteshauses tagsüber entschieden - erstmals eine Spendenbox geplündert worden. Der Dieb aber wurde »ermittelt«, gab die gestohlene Summe zurück. Zwei Jahre später dann brachen Unbekannte ein Behältnis auf, in dem Geld für CDs und Broschüren eingeworfen wurde. Die Beute schätzte der Küster auf rund 150 Euro.

Videoüberwachung?

Anders als hier fand der spektakulärste Fall ein glückliches Ende: Vor fünf Jahren wurde des Nachts in die Kirche eingebrochen. Wertvollstes Diebesgut waren zwei Abendmahlkelche, einer fast 500 Jahre alt. Ein aufmerksamer Kaplan aus Berlin entdeckte diese bei einer Ebay-Auktion, stieß im Zuge seiner Recherchen auf den Laubacher »Vermisstenfall«. 2019 schließlich brachte die Kripo die Preziosen zurück nach Laubach.

Jetzt also aufs Neue ein Diebstahl. »Wir werden uns im Kirchenvorstand darüber unterhalten müssen«, antwortete Niesner auf die Frage, ob Laubachs Kirche schweren Herzens eine Videoüber- wachung erhalten sollte.

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