Lärmdisplay für Motorradfahrer hängt jetzt an beliebter Strecke

Unter Bikern ist die B 276 im Kreis Gießen beliebt. Die Unfallzahlen sind rückläufig, die Präventionsmaßnahmen wirken. Jetzt gibt es dort zudem ein Lärmdisplay.
Laubach – Bis in die Nullerjahre machte in Laubach eine »Bürgerinitiative gegen Motorradlärm und Rasertourismus« mobil. Ihre Klage: Gerade an Wochenenden, wenn Biker aus der halben Republik die B 276 Richtung Schotten ansteuerten, werde der Aufenthalt auf der Terrasse zur nervenaufreibenden Erfahrung. Immerhin 1200 Laubacher unterstützten die Forderungen der BI mit ihrer Unterschrift.
Um die Gegner des Motorradlärms ist es in den letzten Jahren ruhig geworden, das Aufstellen von »Blitzern«, Kontrollen der Polizei sowie Tempolimits haben gewirkt. Am Montag (28.03.2022) ist nun eine weitere Maßnahme hinzugekommen, die den Sonntagskaffee im Viertel an Laubachs Stadtgrenze weiter versüßen dürfte: Hinter der ersten S-Kurve nach dem Ortsausgang hat der Regionale Verkehrsdienst Gießen ein Lärmdisplay installiert. Mit einem »Danke« für das Einhalten der Verkehrsregeln sowie der Lärmgrenzwerte gibt es den Fahrern ein »digitales Feedback«.
Lärmdisplay im Kreis Gießen: Digitales Feedback für Motorradfahrer
Wie bei der Vorstellung durch das Polizeipräsidium verlautete, ist das Display nicht zuletzt eine weitere von vielen Maßnahmen, die die Behörden zuvor bereits zur Verhütung von Bikerunfällen ergriffen haben.
»Kradfahrer sind gut beraten, sich an die Regeln zu halten«, unterstrich Bernd Paul, Präsident des Polizeipräsidiums Mittelhessen, in seinem Grußwort. Und das aus eigenem Interesse, entkräfteten sie doch damit Forderungen nach einer Streckensperrung (2020 war das auch für die B 276 in Betracht gezogen worden, die Red.). Das Lärmdisplay - nach dem bei Bikern ebenso beliebten Aartalsee das Zweite im Präsidiumsbereich - vermittele dazu Hinweise, ohne Regelverstöße zu sanktionieren. Was oftmals zielführender sei als gleich »abzukassieren«.
Für den Standort, so Paul weiter, habe nicht zuletzt die trichterförmige Topographie gesprochen, wodurch der Lärm zur Ortslage, nur wenige hundert Meter entfernt, geschleust werde. Hinzu kommt, dass sich der S-Kurve die erste Gerade anschließt, auf der die Kräder voll beschleunigt werden können.
Kreis Gießen: Lärmdisplay für Motorradfahrer an der B 276
Dass das Aufheulen der Motoren durch hochtourige Fahrweise und schnelle Beschleunigung in Laubach seit Langem »heiß diskutiert« werde, erklärte Bürgermeister Matthias Meyer. Nehme der Lärm ab, freute das nicht nur die Anwohner. Sondern auch Gäste, die etwa als Radfahrer ein ungestörtes Freizeitvergnügen und Naturerlebnis erwarteten. Meyer setzte im Übrigen auch bei Motorrädern auf leise Elektroantriebe.
Die Funktionsweise des Lärmdisplays stellten hernach Gregor Zylka und Thomas Baumgart vom Regionalen Verkehrsdienst vor. Danach besteht das Modul aus zwei Komponenten: einem mit Solarstrom betriebenen Dialog-Display für die Text- und Bildanzeige sowie dem in einigem Abstand aufgestellten Erfassungsmodul, das Geschwindigkeit und Lautstärke gleichermaßen misst.
Lärmdisplay im Kreis Gießen: Geschwindigkeit und Lautstärke von Motorradfahrern messen
Wird ein Fahrzeug als zu laut oder zu schnell erfasst, erscheint im Display »Leiser« oder »Langsamer«, bei Einhaltung von Lautstärke und Geschwindigkeit erfolgt die Rückmeldung »Danke«.
Bei einem Testlauf in der Vorwoche bewegte sich der Lärmpegel meistens um die 100 Dezibel. Den höchsten Wert verursachte ein Biker, der in der Tempo-80-Zone mit 113 km/h und 108 Dezibel gemessen wurde. Am verkehrsreichen Samstag (26.03.2022) wurden in beiden Richtungen nicht weniger als 1107 Fahrzeuge erfasst, davon 331 Kräder.
Die höchste Geschwindigkeit übrigens bot am Samstag, kurz nach 14 Uhr, ein Pkw-Fahrer auf: Mit 136 km/h darf er sich freuen, dass das Display nur zum Feedback und nicht zum Knöllchenverteilen gedacht ist. (Thomas Brückner)