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Große Musik auf kleiner Bühne

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Marina Grauman, Dasol Kim und Marius Urba (r.) gastierten auf der Hessenbrückenmühle. © pv

Laubach (usw). Eine herausragende Vorstellung gab jetzt in der voll besetzten Hessenbrückenmühle das »Trio Marvin«. Die drei jungen Musiker Marina Grauman, Dasol Kim und Marius Urba, allesamt bereits erfahren und preisgekrönt, spielten ein Programm mit Werken von Beethoven und Mendelssohn-Bartholdy. Das Publikum war von ihrer handwerklichen Brillanz, Spiellust und emotionalen Energie rundum hingerissen.

Das 2016 gegründete Trio gehört zu den führenden Kammermusikensembles in Deutschland. Es gewann 2018 den »Grand Prize« des weltgrößten Wettbewerbs, der »Melbourne International Chamber Music Competition« und wurde im selben Jahr Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb und beim internationalen Kammermusik-Wettbewerb »Franz Schubert und die Musik der Moderne« in Graz.

Die Mitglieder errangen sämtlich internationale Preise und Stipendien und traten mit Toporchestern und -dirigenten auf und spielten diverse Alben ein - eine eindrucksvolle Karriere bisher.

Von alledem spürte man äußerlich nichts, sie marschierten einfach energiegeladen auf die Bühne und legten los. Aber wie. Zu hören war zunächst Ludwig van Beethovens Klaviertrio B-Dur op. 97, bekannt als »Erzherzogtrio« in vier Sätzen. Man begann mit ganz großem Gefühl und etwas wienerischem Charme, vor allem aber mit einer enormen Intensität.

Sogleich war großes werksbezogenes Engagement zu spüren, die Gäste musizierten wunderbar differenziert. Man hörte eine famose Geschlossenheit und Transparenz, getragen von intensiver Kommunikation. Das Zusammenspiel der Streicher war von so großer Güte, dass man ob dieser inhaltlichen Kongruenz gelegentlich ins Staunen geriet.

Im Zweiten herrschte wunderschöne Sanftheit der Streicher. Das Publikum war jetzt schon berührt. Im nächsten Satz begann es verspielt und intensiv, realisiert mit Energie und Leichtigkeit und nicht zuletzt mit offenkundiger Spiellust. Spürbar wurde schließlich eine Vorliebe der Musiker für Dramatik, ausgeführt mit immensem Schwung und ebensolcher Präzision. Im letzten Satz lief man noch einmal zu ganz großem Gefühl auf, gepaart mit liebevoller Intensität.

Fehlerfrei und

präzise

Da schon war klar, dass das »Trio Marvin« an der oberen Grenze des musikalischen Handwerks agiert. Die Musiker spielten nicht nur sicher und fehlerfrei, sondern einfach präzise und bewusst.

Pianist Kim zeichnete sich neben dem tonal großartig klingenden Streicherduo mit höchster Sensibilität und wunderbarer Klarheit und Intensivität des Spiels aus. Diese drei Musiker waren nicht einen einzigen Moment allein am Werk.

Im zweiten Konzertteil hörte man Felix Mendelssohn Bartholdys Klaviertrio Nr. 1 in d-Moll. Es wurde mit leicht verminderter Intensität losgelegt, ein tänzerischer Schwung griff um sich, zunächst herrschte eine zärtliche Verhaltenheit. Auch hier gab es Phasen einer wunderbar weichen Differenzierung, einer der Stärken des Ensembles, ansonsten eine beseelte Dynamiksteigerung. Dazu kamen traumhafte Violinelemente.

Anfangs musizierten die Gäste mit spielerischer Leichtigkeit, wie beflügelt. Darüber hinaus genoss man ein famoses Miteinanderschweben der Streicher, komplettiert durch ein perfektes Klavier. Insgesamt ereigneten sich große Gefühle, makellos gestaltete Dynamik und ein unfehlbares Gespür für den großen inhaltlichen Bogen. Dazu kam eine wunderbare Klangökonomie - jeder erfüllte bewusst seinen Part und vervollständigte so das großartige Ganze. Kurz gesagt, besser ging es nicht. Das Publikum war komplett aus dem Häuschen.

Als Zugabe kam der zweite Satz des Mendelssohn-Klaviertrios. Der erklang losgelöst, hingebungsvoll, die Streicher musizierten mit geschlossenen Augen, womöglich noch sanfter hingehaucht. Beifall ohne Ende.

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